Endlich richtig gewürdigt: Wie die 70s-Teeniepopper The Sweet den Punk vorwegnahmen


In der September-Ausgabe des Musikexpress findet sich gleich auf 13 Seiten die Geschichte hinter The Sweet. Als Leseprobe hier ein Auszug daraus.

In der September-Ausgabe des Musikexpress findet sich gleich auf 13 Seiten die Geschichte hinter The Sweet. Extra dafür traf Redakteur Stephan Rehm Andy Scott (Gitarrist) zum Interview, Chefredakteur Albert Koch erzählt von dem inoffiziellen The-Sweet-Fanclub seiner Jugend und Ted Gaier von Die Goldenen Zitronen beschreibt die Faszination der Band. Plus: Die letzte Heftseite „Lange nichts gehört von:“ Steve Priest (Bassist).

Als Leseprobe ein Auszug aus der Geschichte im Heft:

„We want Sweet! We Want Sweet“ Mit diesem Schlachtruf stimmten sich in den frühen 70ern Millionen Teenies weltweit auf Konzerte der glam­rockenden Bubblegum-Band The Sweet ein. Was sie dann bekamen, nahm den Punk vorweg: eine grell-anarchische Show von Männern in Frauenkleidern, Sci-Fi-Kostümen und Nazi-Uniformen. Sie zerlegten vor laufender Kamera TV-Studios, zeigten hoch obszöne Filme bei ihren Shows und landeten allein in Deutschland acht Nr.-eins-Hits. Wie zur Hölle konnte diese Band in Vergessenheit geraten?

Mai 2013: In ihrer TV-Sendung „Willkommen bei Carmen Nebel“ moderiert die titelgebende Carmen Nebel „immer noch eine der erfolgreichsten Rockbands der Welt“ an. Umringt von halbnackten Tänzerinnen und begleitet vom sturen „German Clap“ spielt sich ein bierbauchiges Quartett fortgeschrittenen Alters, das als „Sweet“ angekündigt wird, durch ein Medley an großen Hits der 70er-Legende The Sweet. Von dieser steht nur ein Mitglied auf der Bühne: Gitarrist Andy Scott. Der Rest besteht aus Musikern, mit denen Scott seit Jahren bei Oldie-Festivals und Fernsehgärten die Songs von damals spielt. Auf ihren Klamotten prangen Motive, die man bei Ed Hardy als Hardrock versteht. „Neue“ Musik veröffentlichte diese Kombo zuletzt 2012 in Form des nach einer alten B-Seite benannten Studioalbums NYC – NEW YORK CONNECTION, auf dem sie Hellos Glamrock-Klassiker „New York Groove“ mit „Empire State Of Mind“ von Jay-Z zusammenwerfen, Dead Or Alive, die Ramones und The Velvet Underground covern – „Sweet Jane“, vermutlich des Namens wegen. Wer all das braucht? Rock-Großeltern mit klar abgestecktem musikalischem Horizont anscheinend. Sonst wären die die vielen Hallen, die The sog. Sweet mehrheitlich in Deutschland immer noch bespielen, nicht so voll. Aber vor allem braucht das Andy Scott: „ Ich werde spielen, bis ich tot umfalle“, sagt er.

40 Jahre davor, Januar 1973: Vier Männer, eher: Wesen, betreten die Bühne der enorm populären BBC-Show „Top Of The Pops“ und spielen ihren aktuellen Hit „Block Buster!“. Es sind The Sweet, und das Publikum reagiert wie bei einer unheimlichen Begegnung der dritten Art – fasziniert, ratlos und ekstatisch. Vier Jahre vor „ Star Wars“ war man so etwas nicht gewohnt: Der Sänger, der He-Man-
a rtige Brian Connolly, trägt einen goldenen Glitzeranzug mit Tiger-Aufdruck zu seinen langen blonden Haaren, Andy Scott ist in etwas Zebrafarbenes gekleidet, Drummer Mick Tucker sieht aus wie ein Space-Cowboy, und Bassist Steve Priest hat sich einen Hitlerbart angemalt, trägt einen Pickelhaube über seiner Lockenmähne, an seinem Arm prangt eine Hakenkreuzbinde. Dazu ist er in riesige Plateauschuhe geschlüpft und spult mit tuntigen Gesten die große Travestieshow ab. Ein Skandal. Der Song wird der größte Hit für die Band in ihrer britischen Heimat, hält sich fünf Wochen auf Platz eins. In Deutschland ist er der vierte von insgesamt acht Nr.-eins-Hits, in Dänemark der sechste von sensationellen elf. Bei einer TV-Aufzeichnung ihres vorletzten Hits, „Action“, trägt Mick Tucker ein Hemd mit der selbstsicheren Aufschrift: „13 Hit Wonders“ . The Sweet sind, vor allem in Europa, eine der größten Bands der 70er-Jahre, landen Top-Hits von 1971 („Funny Funny“) bis 1978 („ Love Is Like Oxygen“). ­­

Wer heute an 70s-Rock denkt, der denkt an vieles: an Led Zeppelin, Queen, Slade, T. Rex, Genesis, Bowie, Deep Purple, aber bestimmt nicht an The Sweet. Warum das so kam und warum das nicht so weitergehen kann, soll die folgende Geschichte beantworten.

(…)

Wer mehr darüber erfahren will, was The Sweet ausgemacht hat, sollte sich die September-Ausgabe des Musikexpress nicht entgehen lassen.


The Best Of Sweet

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