Orgienparty mit Männlein und Weiblein: Wie mutig ist das Coming-Out-Video von Tokio Hotel?


Geschickte Marketingstrategie, öffentliches Bekenntnis oder schlichtweg provokante Aufmerksamkeitshascherei? Das dritte Video greift Spekulationen um die sexuelle Orientierung von Sänger Bill Kaulitz auf.

Der Pop, den Tokio Hotel weltweit zum Teenie-Phänomen mit Ohrwurmcharakter etablierte, ist zurück, die Themen sind sexuell aufgeheizter als zu Monsun-Zeiten, die Phrasen aus dem Englischbuch abgeschrieben, der Sound club- und radiofreundlich durchproduziert. Und doch stellen sich erwachsene Menschen nun die Frage: Darf oder muss man die jetzt gut finden? Oder kann man das, was da passiert auch schlichtweg ignorieren?

Man kann vom neuen Sound der dem Teenie-Alter entwachsenen Band Tokio Hotel halten, was man mag, viele würden mit geschlossenen Augen zumindest nicht Bill Kaulitz und Co. hinter Songs wie „Love Who Loves You Back“, „Run, Run, Run“ oder „Girl Got A Gun“ vermuten, sondern hier eher einem neuen US-amerikanischen Popstar, der sich mittelmäßig durch fremdproduziertes Material singt, verorten. Genau diese Mittelmäßigkeit scheint aber schon zu reichen, um dem Radiohörer eine hochgezogene Augenbraue bei Nennung des Interpreten zu entlocken.

Viel interessanter als die Musik wird dann plötzlich, wenn Bill Kaulitz sich im neuen Video seiner seit Jahren gemunkelten Bisexualität stellt und der infantilen Sex-Facette des ersten Videos eine weitere, immerhin tiefergehende Komponente hinzufügt. Im Video zu „Love Who Loves You Back“ rekelt er sich inmitten von Männlein und Weiblein, wandert von Körperöffnung zu Körperöffnung und lässt sich im Fahrstuhl sogar von einem männlichen Partygast einen Blowjob verpassen. Ich wiederhole mich: Man kann vom neuen Sound der dem Teenie-Alter entwachsenen Band Tokio Hotel halten, was man mag. Zu einem so offenen Umgang mit den (mutmaßlich) eigenen sexuellen Vorlieben gehört dann leider doch noch immer etwas Mut – selbst wenn es der Vermarktung des eigenen Comebacks dient.

Geschickte Marketingstrategie, öffentliches Bekenntnis oder schlichtweg provokante Aufmerksamkeitshascherei? Diskutiert auf Facebook mit!