Peter Doherty: “Zehn Jahre war ich machtlos, jetzt gibt es einen Ausweg.”


In einem berührendem Brief aus der thailändischen Drogen-Reha beschreibt der Libertines-Frontmann seine Fortschritte im Kampf mit der Sucht.

Peter Doherty hat aus der thailändischen Drogen-Reha einen offenen Brief geschrieben, in dem er seine Erfahrungen mit Drogen, deren negativen Effekt auf sein Leben und seine Hoffnungen für die Zukunft beschreibt. Der Independent veröffentlichte den Brief jetzt in voller Länge.

Demnach rauchte Doherty seinen ersten Joint mit 16, experimentierte dann mit LSD und Speed, und nahm mit 22 das erste Mal Heroin, das er, als Fan von Schriftstellern wie Thomas DeQuincy, romantisch verklärte und schlicht “Opium” nannte. Er wurde süchtig, wollte aufhören, konnte es aber nicht.

Doherty unternahm verschiedene Entziehungsversuche, doch meistens waren diese verordnet. “Die Wahl hiess: Knast oder Entzug”, schreibt Doherty. “Erst jetzt war ich an einem Punkt angekommen, an dem ich wirklich bereit war. Ich war verzweifelt. Am Ende. Als nächstes blieb eigentlich nur noch Selbstmord. Ich realisierte, dass ich Hilfe brauchte.”

“Früher”, so Doherty, “nahm ich in solchen Situationen einfach meine Gitarre, schrieb einen Song, und dachte mir, das würde alle Probleme lösen. Aber das funktionierte irgendwann nicht mehr. Auftritte waren ein Albtraum, und die Songs waren so düster, dass ich sie nur spielen konnte, wenn ich komplett breit war.”

In Thailand hätte er nun endlich Zeit gefunden, über sein Leben nachzudenken, über den “Verlust von Freunden, Beziehungen, beispielsweise die zu meinem Sohn und meiner Tochter, die ich erst einmal in meinem Leben gesehen habe, und verpasste Gelegenheiten.”

Auch die Libertines seien so eine vermasselte Gelegenheit gewesen: “Als wir unseren Plattenvertrag unterschrieben hatten, bot mir jemand Koks an, und ich trieb es schnell auf die Spitze und fing mit Crack an. Carl (Barât) konnte Crack und Heroin nicht ausstehen, genauso wenig wie die Typen, mit denen ich abhing. Also lösten wir uns auf.”

Doherty zeigt sich hoffnungsvoll: “Ich habe vor ein paar Tagen meine letzte Dosis Methadon bekommen, die Detox-Phase ist vorbei. Ich möchte jedem, der mit Suchtproblemen zu kämpfen hat, sagen: Es gibt einen Ausweg. Man kann genesen.”

Carl Barât, der Doherty vor kurzem in Thailand besucht hatte, bestätigte gegenüber dem NME: “Pete geht es gut! Ich musste mich kneifen, aber er wirkt tatsächlich zehn Jahre jünger. Es sieht derzeit wirklich gut aus.”

Laut Barât hätten er und Doherty bereits fünf neue Songs für das nächste Libertines-Album geschrieben, und Doherty versprach in seinem Brief: “Meine Kreativität wird aufblühen, wenn ich clean bin.”