Palma Violets


Nach nur einer Freundschaftsanfrage werden die Absolventen der Libertines-Schule als die Gitarrenband gehandelt, auf die alle Welt gewartet hat.

Wer die aufregendste neue Band in Britannien ist? Für den „NME“ gibt es keinen Zweifel, dass sie Palma Violets heißt. Die bisher einzige Single „Best Of Friends“ haben die hypeverliebten Kollegen auf Platz eins ihrer Liste der 50 besten Songs des Jahres 2012 gesetzt – vor Größen wie M.I.A., Blur, Plan B, Bat For Lashes und Jack White. Der Song ist ohne Frage eine Wucht. Sänger und Gitarrist Sam Fryer steht wie einst der junge Joe Strummer unter Vollstrom. Seine Ansage spricht allen Leuten aus dem Herzen, die sich nicht binden wollen: „I wanna be your best friend, I don’t want you to be my girl“. Die Musik hört sich an, als sei das, was The Vaccines schon gut machen, noch etwas besser geworden.

Nun ist es ohne Frage riskant, einer Band schon nach einem Song gleich das Größte zuzutrauen. Bei Palma Violets hat man aber das Gefühl, dass der Craze seine Berechtigung hat. „Best Of Friends“ ist im Eilverfahren entstanden: an einem Tag geschrieben, am nächsten aufgenommen. Ihre ersten Konzerte haben Fryer, sein liebster Randalebruder und Bassist Chilli Jesson, Keyboarder Pete Mayhew und Drummer Will Doyle vor einem Jahr gegeben. Das Set bestand aus fünf Songs, einer davon war eine überlange Version des Rock-Standards „Hey Joe“. Das reichte völlig aus, um die A&Rs in London in helle Aufregung zu versetzen. Bevor das Wettbieten richtig beginnen konnte, hatte Geoff Travis aber schon zugeschlagen. Der unverwüstliche Chef von Rough Trade Records hat mit Young Marble Giants, Aztec Camera, The Smiths, The Libertines und vielen mehr sein Talent für das Aufspüren von Rohdiamanten mehrfach unter Beweis gestellt. Palma Violets setzen alles daran, ihren Mentor nicht zu enttäuschen. Sie haben in ihrem Bandquartier im Londoner Stadtteil Lambeth das ganze letzte Jahr über fleißig geprobt und zügig Fortschritte gemacht. Das erste Album der Band, 180 genannt, soll Ende Februar erscheinen. Vieles deutet tatsächlich darauf hin, dass die lange Suche nach einer Gitarrenband, die eine ganze Generation mitreißen kann, mit ihnen endlich ein Ende hat.