Pete Doherty live in Berlin: So war sein Solo-Konzert im FluxBau


Das Doherty-verwöhnte Berlin durfte sich am Donnerstag, den 6. Februar 2014 über eine dritte Show des Musikers innerhalb weniger Tage freuen.

Berlin scheint Pete Doherty gut zu tun – insofern man das sagen kann, ohne sich etwas vorzumachen. Gut sieht er aus, als er mit 45-minütiger Verspätung das für Null Uhr angesetzte Konzert im Berliner FluxBau beginnt: In Anzug, weißem Shirt und fast ohne seine Standard-Augenringe sieht Doherty fast gesund aus. Wenn man es nicht besser wüsste.

Im Gegensatz zum ausgearteten Club-Konzert im White Trash am vergangenen Samstag, den 1. Februar, trifft man vor dem Berliner FluxBau – die Show war am Veranstaltungstag spontan vom Palast Neukölln in den FluxFM-Club verlegt worden – wenige Fans, die stundenlang in der Kälte ausharrten, um sicher reinzukommen. Erst eine halbe Stunde vor angesetzter Stage-Time scheint sich der Club so richtig zu füllen.

Die entspannte Stimmung reicht über das gesamte Konzert hinweg. Sogar als Pete Doherty auf sich warten lässt, zweifeln wenige daran, dass das Konzert stattfinden wird. Auf Doherty ist – im Gegensatz zu früher – neuerdings eben Verlass.

Mit „There She Goes“ beginnt das Konzert eher ruhig. So soll es – mit wenigen Ausnahmen – auch die ganze Show über bleiben. Stürmte man beim letzten Akustik-Set noch vor wilder Libertines-Tanzwut die Bühne, kommt selbst bei der absoluten Libertines-Hymne „Time For Heroes“ wenig bei rum. Wie auch bei den eben genannten Songs trifft der in Paris lebende Musiker bei „Baddies Boogie“, „Beg, Steal Or Borrow“ und „Arcady“ zur Abwechslung sogar die hohen Töne, „Dr No“, anscheinend sein Lieblingsstück des im letzten Jahr veröffentlichten Babyshambles-Album SEQUEL TO THE PREQUEL, fällt als eines der Highlights des Abends auf. Mit „Delivery“, „Killamangiro“ und „Albion“ spielt Doherty weitere Babyshambles-Klassiker. Musikalisch ist wenig auszusetzen an diesem Abend.

Rund ist der Auftritt jedoch nicht ganz: Doherty verliert sich immer wieder in Schrammeleien. Nach einer Spielerei kommt aus dem Publikum ein Zwischenruf: „That is rubbish!“, kommentiert ein englischer Konzertbesucher die Performance. Doherty erscheint zunächst perplex. Als er den Zwischenrufer konfrontiert, gibt dieser an, nur eine Reaktion herauskitzeln gewollt zu haben. Doch das ist an diesem Abend nicht nötig: Doherty kommuniziert viel mit dem Publikum, witzelt, reagiert auf Rufe. Auf die Aufforderung, noch etwas von den Libertines zu spielen, antwortet Doherty mit ernstem Gesichtsausdruck: „I won’t play any Libertines songs, I was never really into them“. Offenbar ein Scherz.

Mit schwer zu lesender Miene drischt Doherty, bewaffnet mit seiner Gitarre, nun auf den jungen Zwischenrufer ein. Ob Spaß oder Ernst, das weiß man bei Doherty selten. Schließlich verlässt er nach einer knappen Stunde Konzert die Bühne. Viele der Besucher wollen dies noch nicht als Ende des Konzert-Abends einsehen, harren noch vor der Bühne aus. Doch schnell wird klar: das war’s. Zumindest bis auf Weiteres – Doherty scheint sich schließlich mit Berlin angefreundet zu haben.