Phoenix: Wolfgang Amadeus Phoenix


Diese Woche erscheint das neue Album des französischen Quartetts Phoenix mit dem schönen Titel WOLFGANG AMADEUS PHOENIX. ME-Leser Kai Wichelmann hat die Platte schon gehört.

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass du, wenn du dem Pop ins Auge blickst und dir Erfolg widerfährt, dies oft nicht unbedingt deinem außergewöhnlichen songwriterischen Talent zuzu- schreiben ist, sondern dem Produkt, dass aus dir geformt wurde, nachdem es bereits zu spät war, der Britney-Spears-Werdung entgegenzuwirken. Phoenix brechen mit dieser These und es ist wohltuend, auf welche Weise sie das tun. Phoenix, seit jeher keine Band der schnellen Taten, haben sich wieder drei Jahre Zeit gelassen, Zeit, die es braucht, um ein derart ausgeklügeltes Popalbum aufzunehmen. Die Erfolgsformel bestehend aus französischer Eleganz, schüchterner Sexyness und warmer Melancholie zelebrieren Phoenix auf WOLFGANG AMADEUS PHOENIX so eindrucksvoll wie nie. Auch deshalb, weil sie in gewisser Weise alles vereinen, was sie bisher zu Ton gebracht haben. Die Stilvielvalt des Debüts, den milden Pop von ALPHABETICAL und die zahlreichen Gitarrenmomente vom Vorgänger IT’S NEVER BEEN LIKE THAT ergeben eine geschmeidige Symbiose. Trotz der Hitdichte sind die Songs erstaunlich komplex. Phoenix waren immer auch Bastler, legen Synthiefläche an Synthiefläche, bauen immer wieder Wendungen in ihre Songs ein, oder erschaffen atmosphärische Momente des kurzen Stillstands, um dich dann wieder in die nächste Glückseligkeitsmelodie eintauchen zu lassen. Trotzdem gehen sie nie dekadent mit ihren Entwürfen um, sondern finden für jede Idee den passenden Rezeptor, was zu einem sehr dichten Album führt.Der außergewöhnlichste Song ist „Love Like A Sunset“. Eine zweigeteilte, insgesamt siebenmenütige Ambientsuite, die mit zunehmender Länge immer mehr anschwillt, immer dringlicher wird, und am Ende in einen ganz und gar wundervollen Melodiereigen übergeht. Hier werden Phoenix kurzzeitig zu Avangardisten, ohne dass sie einen nichtsagenden Klangteppich ausrollen. Mit welcher todschicken Leichtigkeit diesen französischen Popwissenschaftlern die Melodien zufliegen, lässt einen das ein ums andere mal schmunzeln. „Listomania“!, „1901“!, das mellow funkige „Fences“!, das herrlich naive „Lasso“!, alles Kandidaten (und es sind nur die Offensichtlichsten), die der Konkurrenz die Schamesröte ins Gesicht treiben. Und wem ist dieser Anblick mehr zu gönnen als dieser kleinen, eleganten, stilsicheren, niveauvollen, intelligenten und feinen Band.

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Kai Wichelmann – 19.05.2009