Razorlight – Berlin, Kesselhaus


Ganz in Weiß in einem Kesselhaus: Johnny Borrell sehnt sich im Club nach Stadionatmosphäre. Und saugt.

Der Winter zeigt in dieser Nacht zum ersten Mal, dass er doch was drauf hat. Süddeutschland verpasst er eine dicke Schneepackung, und in Berlin beißt er mit kalten Zähnen um sich. Den vielen kleinen Indie-Mädchen. die auf den Hof der Kulturbrauerei in Richtung Kesselhaus strömen, scheint das überhaupt nichts auszumachen. Sie tragen Stoffturnschuhe – am liebsten abgewetzte Chucks oder karierte Vans. Im Gehen tauschen sie die letzten Neuigkeiten über Mando Diao aus und diskutieren, wie man den Namen Pete Doherty eigentlich richtig ausspricht.

Drinnen steht ein Ex-Kollege von Letzterem auf der Bühne und tickt – ganz anders als Letzterer – wie ein gut gewartetes Maschinchen: Johnny Borrell, zu deren früher Anfangszeit einmal ein Libertine, zelebriert mit seinem britisch-schwedischen Quartett Razorlight ein gänzlich routiniertes, klinisch reines Set, das mit dem Hit „In The Morning“ beginnt. Im Zentrum der Inszenierung steht einzig und allein der wuschelhaarige Sänger und Gitarrist Borrell. Er ist ganz in Weiß gekleidet, wobei das tief ausgeschnittene T-Shirt nur dazu da ist, nach wenigen Minuten ausgezogen zu werden. Zum Vorschein kommt ein makelloser Oberkörper, dessen Glattheit ausgesprochen gut mit der dargebotenen Musik korrespondiert. Besonders bei pathetischer angelegten Songs wie dem“.Los Angeles Waltz“ wirken Borrells Gesten, als sehne er sich weg von hierin ein Stadion mit Videoleinwand, Catwalk und Pyro-Zauber. Weil es hier nichts von alledem gibt, klettert er zur Selbstvergrößerung auf die Boxentürme. Ja, Johnny, du bist schön!

Zwischendurch schimmert immer mal wieder das Potenzial durch, das Razorlight auf ihren beiden Platten angedeutet haben. „Don’t Go Back To Datston“ explodiert wie ein kleiner Kracher, bei dem in Borrells Stimme sogar mal ein Anflug von Leidenschaft zu hören ist. Ein weiterer Lichtblick ist“.In The City“, das irgendwo zwischen Patti Smith und The Who herumoszilliert. Mehr davon, denkt man – doch da verschwinden die Jungs schon hinter der Bühne. Nach einer Stunde inklusive zwei Zugaben, zu denen auch eine recht zackige Version des frühen Hits“.Sturnble And Fall“ gehört, ist dann Schluss. Auf Johnny Borrells Oberkörper ist keine einzige Schweißperle zu entdecken. >>>

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