Review: Boiler-Room mit Boys Noize, Modeselektor und Hercules & Love Affair


Boys Noize, Modeselektor, Brodinski - eine tolle Kuration gepaart mit einigen Pannen. So war der Abend im Berliner Stadtbad Oderberger Straße.

Boys Noize, Modeselektor, Hercules & Love Affair, Brodinski und Gesaffelstein an einem Abend. Die Boiler-Room-Veranstaltung im Stadtbad Oderberger Straße in Berlin klingt äußerst vielversprechend. Allerdings wird die Organisation der großartigen Kuration nicht gerecht. Ausgefallene Boxen und lange Wartezeiten beeinträchtigen die Stimmung.

Zu Beginn gibt es ein HipHop-lastiges Set mit Brodinski. Da die meisten Gäste jedoch draußen in der Schlange warten, ist noch nicht viel los auf der Tanzfläche. Danach: Andy Butler, diesmal ohne eingeölten Oberkörper, der mit seinem Projekt Hercules & Love Affair Überraschungsgast des Abends ist. Butler hat zwei Sänger, beziehungsweise Animateure mitgebracht, die seine Beats mit Vocals unterstützen sollen. Das funktioniert nur so mittelgut, weil der Gesang in Butlers wunderbarem 90er-meets-Disco-Mix ein wenig untergeht. Die beiden legen sich trotzdem mächtig ins Zeug, tanzen auf dem Mischpult, zeigen Bein, und die Glitzerkonfetti-Einlagen der Veranstalter passen auch ganz wunderbar dazu.

Gernot Bronsert und Sebastian Szary von Modeselektor bauen in ihrem Set starke Spannungsbögen auf: Nachdem zu Beginn einfach eiskalt das Tempo höher und höher geschraubt wird, arbeiten sie sich an vergleichsweise jazzigen Elementen ab, um dann mit Einlagen aus Sebastian Szarys Projekt Moderat das teilweise etwas tanzfaule Publikum endgültig mitzunehmen.

Das Set von Boys Noize ist etwas enttäuschend, denn der Bass, der zuvor zumindest Dienst nach Vorschrift leistet, ist versickert; die Fans machen direkt vor dem Mischpult Stimmung, weiter hinten im Raum kommt nicht mehr viel an. Fast könnte man sagen: Boys Noize spielte den Saal leer.

Gesaffelstein, der im Anschluss auflegt, müssen wir ausfallen lassen. Das alte Schwimmbad beginnt bereits sich zu leeren, als wir den Heimweg antreten.

Nicht zuletzt darf man sich auch fragen, warum die Abfertigung der Gäste am Pressecounter doppelt so schnell verlief wie die der „normalen“ Musikfans in der anderen Schlange.