Pere Ubu

Lady From Shanghai

Fire Records/Cargo VÖ: 11.1.

Rhythmus ist doch kein Tänzer oder You can ring my bell, my bell: das Dance-not-dance-Album der Avantgarde-Band aus Cleveland.

Als Anita Ward im Spätsommer 1979 mit „Ring My Bell“ weltweit in den Top 10 der Singles-Charts stand, waren Pere Ubu gerade dabei, ihr drittes Album NEW PICNIC TIME zu veröffentlichen. Anita Ward, das Disco-One-Hit-Wonder, und Pere Ubu, die Untergrund-Band um David Thomas, das waren damals die denkbar entferntesten Pole der „populären“ Musik. Die Hitsingle, der keiner entkommen konnte, und die Avantgardisten aus Cleveland, die man erst einmal finden musste im örtlichen Schallplattenladen. Hinter einem Schleier aus Polyrhythmik- und -melodik zitieren Pere Ubu in „Thanks“, dem ersten Song auf LADY FROM SHANGHAI, „Ring My Bell“. Laut David Thomas handelt es sich bei der 15. Platte in der 38-jährigen Geschichte der Band um ein „Dance­album“, um die „Ubu Dance Party“ .

„Der Tanz animiert den Körper dazu, sich ohne Erlaubnis zu bewegen“, lautet die Klage. Und: „Zerstört die Hegemonie des Tanzes. Steht still. Der Tänzer ist die Marionette des Tanzes“. Soll hier der alte Grabenkampf zwischen Intellekt und Körperlichkeit, zwischen Hirn und Herz, wieder aufgenommen werden? Tatsache ist, dass sich nicht wenige der Lieder auf LADY FROM SHANGHAI tatsächlich zum Tanzen eignen. Weil sie geraden und repetitiven Rhythmen unterworfen sind. Dazwischen wuchern lieb gewonnene Ubu-esquen, windschiefe Melodien, Thomas’ Gesangsakrobatik, Blues-Dekonstruktionen, Strukturen von Post-Punk und freiformale Experimente. Tanz oder nicht? Licht ins Dunkel wird wahrscheinlich das begleitende Buch „Chinese Whispers: The Making Of Lady From Shanghai“ bringen. Das erste Album von Pere Ubu heißt übrigens THE MODERN DANCE.

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