The Afghan Whigs

Do To The Beast

Sub Pop/Cargo

Den sexy Alternative-Rock-Veteranen aus Cincinnati, Ohio, gelingt ein furioses Comeback.

Die amerikanische Musikzeitschrift „Spin“ wagte einmal die Prognose: „Sub Pop’s next time bomb is about to explode. Take cover!“ Gemeint waren die Afghan Whigs und deren drittes Album CONGREGATION, das weder für den Durchbruch der Band sorgte, noch es in irgendwelche Charts schaffte. Das war 1992, und auch der darauf folgende Wechsel zum Major Elektra änderte nur wenig an diesem unbefriedigenden Status.

Es sei denn, man fühlt sich nach Platz 38 in Schweden als Popstar. Nach dem Aus (2001) der Band aus Ohio kam es eine Dekade später zur Reunion, und nun liegt 16 Jahre nach dem letzten, 1965 betitelten Album tatsächlich ein Comeback-Werk vor. Mit erneut waghalsigen Prognosen sollte man vorsichtig sein, auch weil die Gruppe um Sänger Greg Dulli (seit 1997 auch bei den Twilight Singers und von 2003 bis 2011 zusammen mit Mark Lanegan als The Gutter Twins unterwegs) hier keinen radikalen Neustart wagt und trotzdem so vieles richtig und auch anders macht.

Das Problem war ja immer, dass den Afghan Whigs nur wenige richtig große Songs („Conjure Me“, „Retarded“) gelangen, die sich tief und nachhaltig im Bewusstsein festsetzen konnten. Auch der oft soulige Unterton der im Grunge und Alternative Rock verwurzelten Songs mit Dulli als Frontshouter oder auch die Abstecher in den Country-Folk wirkten kaum karrierefördernd. DO TO THE BEAST schlägt zwar eine Brücke in die Vergangenheit, zum immer so auf die dunkle Seite strebenden, bisweilen matschig klingenden Alternative Rock.

Aber dieses satt produzierte Werk baut auch viele neue Brücken auf, die sich in beinahe jedem der insgesamt zehn Stücke finden. „Matamoros“ verfügt über einen bei den Afghan Whigs nie gehörten Bass-Wumms, der Opener „Parked Outside“ ist ein dunkler Rock-Alptraum, der einen mit in die Tiefe reißt. In der halbakustischen Ballade „Algiers“ tauchen Kastagnetten auf, in „It Kills“ wird es opulent und psychedelisch.

Überhaupt diese Keyboards, die so vielen Songs einen kräftigen Stempel aufdrücken. Sei es in dem zwischen Ballade in Moll und Semi-Pop taumelnden „Lost In The Woods“, in dem brodelnden „The Lottery“ oder in dem von digitalen Dance-Beats unterlegten Track „Can Rova“. Ach, noch nie konnten einem die Afghan Whigs so viele Neuigkeiten servieren, noch nie machte es so viel Spaß, ein Album von ihnen komplett durchzuhören!