Polica

Raw Exit EP

Memphis Industries/Indigo

Der elektronische Funk-Pop der Band um Channy Leaneagh ist zeitgemäße, aber ermattend depressive Spukmusik.

„Slay me“ – singt Channy Leaneagh mit ihrer todbringend-düsteren Stimme gleich im Titelstück dieser EP. Erschlagen will sie werden, bittet sie in dieser eigenartigen Mischung aus hysterischem Zetern und betörendem Schlafzimmer-Geschmeichel, das außer der Sängerin aus dem kühlen Minneapolis nur wenige Frauen verstehen. Und um gleich klarzumachen, dass es auch ein Jahr nach SHULAMITH mit seinem blutigen Cover wieder in die finsteren Grabkammern ihrer Seele hinabgeht, schickt sie im Refrain die Frage hinterher: „Who’s ready to die alone?“

Viel, vielleicht alles ist damit schon gesagt über die vier Songs auf RAW EXIT: Sie bilden ein neblig-verhalltes, spukhaftes Postskriptum zum letzten Album, auf dessen gleichzeitig erscheinender Deluxe-Version sie auch als Bonustracks enthalten sind. Immer noch ist es dieser für Produzent Ryan Olsen bezeichnende Mix aus geheimnisvoll-morbidem  Synthie-Funk mit groovy brummenden Bassfiguren und aggressiven Schlagzeug-Salven. Im nervösen Uptempo-Stück „Great Regret“ entwickeln Synthesizer eine fast physisch schmerzhafte Wucht – messerscharf und quälend hoch stechen sie auf Leaneaghs Gesang ein.

Das Cover von Lesley Gores 1963er-Kaugummi-Feminismus-Pophit „You Don’t Own Me“ gerät zum Stehblues für Friedhofstimmung. Alle Songs sind durchtränkt von Gewalt und Weltschmerz – so sehr, dass die dichte Atmosphäre zwar beeindruckt, man nach zwei, drei Liedern Poliças morschen Maschinenraum dann aber doch wieder Richtung Tageslicht verlassen will. Zu ermüdend ist der Geistertanz.