Jamie T

Carry On The Grudge

Virgin/Universal

High on emotion, low on energy: Jamie T zeigt Gefühle, doch sein Singer/Songwiter-Rap verträgt deutlich mehr Dreck.

Fünf Jahre war Ruhe, jetzt kehrt Jamie T erst einmal mit einer Art Arctic-Monkeys-B-Seite zurück: Zweieinhalb Minuten lang schleppt sich „Limits Lie“ in Position, als zurückgelehnte Popballade, mit Oboe und Jamie T auf den Spuren von Alex Turner. Erst dann lässt er die Katze aus dem Sack: „A lump in the throat. Too hard to swallow.“

Das Stück hat sich hinten herum zur Rockballade gewandelt, doch Jamie T rettet die Nummer: Noch deutlicher als früher legt der Brite seine Emotionen ins Schaufenster, und auf seinem dritten Album deutlich dunkler als in seiner ersten Karrierephase Ende der Nullerjahre, in der er mit seinen Alben PANIC PREVENTION und Kings & Queens (beide als Platte des Monats im ME ausgezeichnet) zum Posterboy des Dreiecksgenres Singer/Rapper/Songwriter aufstieg.

Was man damals liebte, war das Dahingerotzte, das Joe-Strummer-Element. Auf CARRY ON THE GRUDGE muss man recht lange auf solche Momente warten. Dafür klingt die Leadsingle „Zombie“ dann gleich wie The Clash unter Beatles-Einfluss – also sehr frisch, sehr gut.

Doch schon lehnt sich Jamie T wieder zurück: Es wird folkig, Keyboards simulieren Streicher oder spielen liebliche Melodien,  auch ein echtes Cello erklingt. In den Texten geht es um „Coca-Cola-Communists“ und andere Schwachsinnigkeiten dieser Zeit, doch Jamies Gift und Galle sind zumeist in Watte gepackt.

Es ist, leider, ein wenig langweilig. Wäre da nicht ein schmissiges Trio im Herzen der Platte: „Trouble“ hat Soul und Bläser, „Rabbit Hole“ hätte auch auf dem Debüt einen guten Stand gehabt, „Peter“ flirtet mit US-Hardcore und den Stooges: der dreckigste Song. Man hätte sich mehr Musik auf diesem Energielevel gewünscht.