Mr. Oizo

The Church

Brainfeeder/Ninja Tune/Rough Trade

Post-Proto-EDM? Mr. Oizo dreht dem heiligen Ernst des Techno wieder eine Nase.

Dank des frühen Erfolgs mit einer Levi’s-Werbung und einer gelben Stoffpuppe musste sich Quentin Dupieux nie um Lücken in seinem DJ-Kalender sorgen, sich also auch nie dem globalen Booking- zirkus anbiedern, der seine Wochenenddienstleister nach streng merkantilen Gesichtspunkten auszuwählen pflegt.

Diese Freiheit, gepaart mit beachtlichem Talent, hat Mr. Oizo zu einem wahren Idiosynkraten des Dancefloors werden lassen, nicht unähnlich seinem großen Landsmann Pépé Bradock. Davon zeugt auch sein neues Album für den kalifor- nischen Hipster-Hippie-Klüngel Brainfeeder: THE CHURCH klingt überraschend nach Techno, erinnert formell an J Dillas DONUTS und ist Jazzpunk im Geiste. Oder aber strukturelle Satire. Oder beides. Lässig wurschtige Halbideen und kleine anti-dramaturgische Kniffe nehmen den wuchtigen 4/4-Beats alles Andächtige, sobald auch nur leisester Kathedralenverdacht aufkommt.

Technotempeltechno wird hier kontrastiert von Wackelwonky und Flummitrap, launisch-launigem Elektro und unverschämt naiven Disco-Grooves im Post-Proto-EDM-Mix. Das alles dauert weniger als 30 Minuten und hat nicht nur deshalb etwas von einem Stück Luftschokolade, wenn man gerne ein Snickers hätte: ein schlechter Scherz der Überflussindustrie. Vermutlich ist auch das latent Unbefriedigende programmatisch, wie der Albumtitel in seiner krachigen Ironie: God mag ein DJ sein, doch Mr. Oizo ist eben überzeugter Ketzer.