Babyshambles

Oh what a lovely tour

Indie Rock: Jemand braucht Geld aber niemand braucht solche Platten.

Ein Livealbum war früher mal was richtig Schönes: eine Art Best-of-Compilation, auf der man außerdem Bands endlich mal so hören konnte, wie sie richtig klingen, ohne grobe Schnitte, Ausblendungen, Overdub-Unausgewogenheiten und anderes Studio-Tralala, zudem noch mit der Aura der Historie (auch wenn niemand „Judas!“ brüllte) und der Atmosphäre der Gegenwart (auch wenn hinterher im Studio bereinigt und geschönt wurde). Andererseits ist und war das Livealbum für Bands und vor allem ihre Plattenfirmen sowas wie ein Klingelbeutel zum Geldeinsammeln, ohne dafür mehr Gegenleistung zu bieten als einen Segen. In Zeiten, als in Plattenfirmen noch Menschen tätig waren, die ein Mindestmaß an Ahnung von Musik und Respekt vor ihren manchmal betreuungsbedürftigen Künstlern hatten, wäre eine Platte wie diese nie erschienen: Eine offenhörlich mindestens alkoholisierte Band schleppt und schludert sich lustlos durch ein Repertoire von an sich zweifellos großartigen Songs, die man alle bereits kennt (weshalb „Side Of The Road“ zwecks Verkaufsförderung in „Build Me Up Buttercup“ umbenannt wurde, weil Peter Doherty im Anschluss an den Song fünf Zeilen aus dem alten Foundations-Hit mehr jammert als singt), dazwischen gibt es viel orientierungsfreies Gezupfe auf verstimmten Saiten und inkohärentes Blabla-was durchaus atmosphärisch wirken könnte,wenn der Toningenieur Bock gehabt hätte, mehr als einen billigen Mischpult-Mix abzuliefern, in dem das Publikum nur als Randgeräusch ohne Verbindung zum Geschehen vorkommt. Dass ausgerechnet die meistgebootlegte Band unserer Zeit so etwas als „offizielles“ Album veröffentlicht (und die Plattenfirma noch ein Riesenbrimborium mit „watermarked streams“ darum macht-wir sind gespannt, wann endlich auch Radiogeträller mit „Wasserzeichen“ versehen wird, damit niemand mehr heimlich Melodien nachsummt oder-pfeift und da mit die armen Konzerne „bestiehlt“), könnte man als Ironie verstehen. Oder als ziemlich peinliche Abzocke. Wer am 2. Dezember 2007 in Glasgow (oder anderswann anderswo) dabei war, sollte sich diese Platte sparen, um die schöne Erinnerung nicht zu trüben. Und der Rest der Welt sowieso.

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