Besser – Bi

„Sooooooooo zerrissen sein, neben sich stehen, so vieles auf einmal sehen, durch’s Leben gehen.“ Zu sparsamer Instrumentierung mit gepflegten Gitarrenakkorden und dezentem Schlagzeugspiel singt einer mit unglaublich manirierter Stimme, die gegen Ende des Songs in eine wahre Jammerorgie mündet: „Ohuhohuhohuaoh“! – Besser nennt sich das Lüneburger Trio, das, nach zwei Alben in Eigenproduktion, hier den Startschuss zum neuen Label „Tapete Records“ gibt, hinter dem u.a. Ex-Jeremy-Days-Sänger Dirk Darmstaedter steckt. Besser als was, fragt man sich angesichts dieses Albums, das musikalisch ganz hübsch ist, wenn da nur nicht diese seltsamen Texte wären. Verklausulierter Ostrock? Blumfeld auf Lüneburgisch? Da sitzen zum Beispiel „Maria und Josef vor Fototapeten und beten“, werden bei diversen Betrachtungen zur Zeit („Zeit“, „Maria“! oder Reflexionen über die Schönheit („Schön“) die Allgemeinplätze nur so durchgepflügt und wirkt anderes wie „Halbhoch“ unfreiwillig komisch. Wobei man den Gesang entweder wirklich mögen oder hassen wird. Kai-Uwe Kolkhorsts exzentische Stimme heult und quengelt, jammert und nölt, wie man’s zur Zeit auch in England gerne hat (Coldplay, Starsailor], klingt zuweilen aber viel zu bemüht. Musikalisch ist der sparsam instrumentierte Rock aber gar nicht so schlecht. Da werden mit kargen Gitarrenakkorden, einfachen Bassfiguren und einem variablen Schlagzeuger ein fein rockendes Stück wie „Schön“ oder das flotte „Maria“ bearbeitet. Anderes wie das jazzig-vertrackte „Stiller“ wiederum korrespondiert dann mit den Texten und klingt gequält originell.

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