Big Star – Keep An Eye On The Sky

Powerpop, Folk, Rock: Die ewig unterschätzte US-amerikanische Kultband mit der definitiven Werkschau. Wie die Beispiele The Velvet Underground, New York Dolls und Suicide zeigen, bedarf es nicht unbedingt hoher Plattenverkaufszahlen, um zu einer Kultband zu werden. Bei der Legendenbildung hilft es, künstlerisch innovativ, visionär und originell zu sein. Aber auch eine Portion Exzentrik, eine verworrene Bandvita mit wechselndem Line-up, ein provokanter Name mit Wiedererkennungswert sowie Mitglieder zwischen Genie, Wahnsinn, Tumult, Drogenkonsum und frühem Tod können dabei nicht schaden. Big Star, 1971 in Memphis, Tennessee, von Andy Hummel (Bass), Jody Stephens (Schlagzeug) sowie den Gitarristen und Sängern Chris Bell und Alex Chilton aus der Taufe gehoben, vereinen sämtliche dieser Eigenschaften. Auf gerade mal zwei Alben, »1 RECORD (1972) und RADIO CITY (1974) zu „Lebzeiten“, sowie ein weiteres, THIRD/SLSTER 1.0-VEKS (1978), postum veröffentlicht, brachte es die nach der gleichnamigen US-Supermarktkette benannte Band. In keine Schublade passte das Stilgemisch aus Power-Pop, Sound der British Invasion und Expenmentierlust, das mit deutlichem Hang zu Parodie und Nihilismus den Indierock der 80er und 90er vorwegnahm. Vier Dekaden später verblüffen Hymnen wie „Feel“, „Don’t Lie To Me“, „O My Soul“ und „Life Is White“ mit ihrer Zeitlosigkeit. Während auf #1 RE-CORD überwiegend Chris Bell und der schon als Teenager in der Formation Box Tops erfolgsverwöhnte Alex Chilton sich wie ihre Idole Lennon/McCartney die Song-Credits teilten, füllte Chilton nach Beils Weggang Ende 1972 auf RA-DIO CITY allein die Lücke. Erst vier Jahre nach Fertigstellung erschien das dritte Werk, nachdem die ersten beiden Alben als Doppel-LP wiederveröffentlicht wurden. Binnen weniger Monate starb Bell bei einem Autounfall. Auf 98 Tracks vereint die 4-CD-Box KEEP AN EYE ON TUE SKV die drei Studioalben mit dem 1973er Konzertmitschnitt LIVE AT LAFAYETTE’S MUSIC KOOM. Komplettiert %vird die Retrospektive durchDemos, Alternativversionen, Soloausflüge sowie den Videoclip „Thirteen“. Ausgeklammert bleibt allerdings Material, das nach der Reunion 1993 entstand.