Casper

Hinterland

Four/Sony

Mittelmaß für die neue Mitte: das dritte Album des „Rappers“ aus Lemgo.

Das eigentliche Phänomen um Casper ist nicht sein Erfolg. Erfolgreich wird ja – vor allem in Deutschland – schnell mal was, was nicht ganz so super ist. Phänomenal ist eher die Tatsache, dass einem niemand und nichts – auch keine episch ausgewalzten Titelgeschichten in Mitbewerbermagazinen – so genau erklären kann, was denn so gut sein soll an der Musik des 31-Jährigen. Da wird dann immer wieder repetiert, Casper wäre das Sprachrohr einer Generation und dass manche Angehörige dieser Generation sich Textzeilen seiner Lieder auf den Unterarm tätowieren lassen. Schön. Das muss genügen, um das „Phänomen“ Casper zu erklären.

Offen bleibt auch die Frage, was das denn eigentlich für eine Generation sei, die sich Weisheiten der Art „Alles muss raus“, „Alle meine Helden sind auf Drogen oder tot und voller Lügen“, „Lieber Neubeginn als was das Alte verspricht“ unter die Haut stechen lässt? Und ob die Kritik daran einen typischen Fall von Kulturpessimismus repräsentiert (Vorwurf: Das verstehst du halt nicht, weil das nicht deine Generation ist) oder eine verdammte Pflicht ist, weil das Erkennen von Plattheiten generationenübergreifend funktionieren sollte. Und ob irgendein Lied von Udo Jürgens, „Griechischer Wein“ zum Beispiel, nicht mehr tätowierenswerte Zitate bereithält als das bisherige Werk von Casper. Der ist – seit dem Hitalbum XOXO von 2011, aber mit HINTERLAND wird das noch deutlicher – kein Rapper mehr, sondern einer dieser „Allrounder“, die Popmusik produzieren, die allen gefallen soll und allen gefällt. Für sein drittes Album hat er sich Konstantin Gropper alias Get Well Soon als musikalischen Direktor geholt.

Und so heisert Casper seine Pennälerlyrik diesmal über teils monumentale Arrangements, über Schichten von Pauken und Trompeten, die so dicht sind, dass nichts mehr dazwischenpasst. Diese Musik ist voller Zitate und Anspielungen, ja. Casper kennt sich aus in der Musikgeschichte, ja. Das hilft aber nichts, ja. Es ist der vorläufige Höhepunkt in der Entwicklung deutschsprachiger Musik zu einer Unerheblichkeit auf Bundesvision-Song-Contest- Niveau. Mittelmaß für die neue Mitte.