Höchste Zeit für Cedric Myton, die (bessere) Hälfte des Congo-Duetts, sich als Solo-Interpret zu etablieren, bevor sein Ex-Partner Ashanti Roy Johnson mit gesichtslosen Machwerken wie SIGN OF THE STAR den guten Ruf vollends zu Grabe getragen hat. Noch firmieren beide unter dem alten Namen, und so lange das Tauziehen um den begehrten Terminus anhält, sollten wir die Congos als Lee Perrys Findelkind in die Roots Reggae-Annalen aufnehmen und HEART OF THE CONGOS als Re-Release des Jahres feiern.

Was mich an FACE THE MUSIC augenblicklich gefangen nimmt, ist ein selten betontes, latent aber immer spürbares Verbundenheitsgefühl mit der Natur. Natur, die weder Materie noch Geist verkörpert, sondern Lebenskraft. (Nein, ich bin nicht unter die Grünen gegangen!) Von FACE THE MUSIC strömt eine lammfromme, unwirklich friedliche Stimmung aus, die sich einfach nur weitab des urbanen Überlebenskampfes entfalten kann. „Bank of the River“ und „Sinking Ship“ sind Titel, die viel von der sehnsüchtigen Verklärtheit halbvergessener jamaikanischer Folksongs hinüberretten. Vielleicht liegt es daran, daß hier der synchrone Falsetto-Overkill aus Perrys Tagen noch am ehesten intakt ist.

FACE THE MUSIC ist das alleinige Projekt von Cedric Myton und seiner Frau Yvonne, die – obwohl sie bei der Credits-Vergabe paradoxerweise ungenannt bleibt – ein Großteil der Lyrics beisteuerte. Trotz Mytons jubilierender Country-Phantasterei ziehen immer wieder dunkle Wolken am Horizont auf: Yvonne Lamento „Woman In The Dark“ beispielsweise, die alptraumhafte Schilderung einer Vergwaltigung, die hier ohne dramaturgische Effekthascherei ausfällt. Dennoch – FACE THE MUSIC ist auch ein gesunder Schritt in Richtung Kommerzialität, ein waghalsiger Uptempo-Mix, mit schnurgerade durchlaufender Rhythmik, die vor allem durch die Blaser-Injektionen der beiden JA-Emigranten, Rico und Dick Cuthell, vorangepeitscht wird. Cedric Myton hat es glänzend verstanden, sein Naturell durch ungeheuer einfache und infektöse Songs mitzuteilen.