Chumbawamba – WYWYG

CHUMBAWAMBA WYSWYG

EMI ELECTROLA

WYSIWYG – „What You See Is What You Get“ betiteln Chumbawamba ihr neues Album. Das stimmt natürlich nicht, denn Chumbawamba sind, das ist ja hinlänglich bekannt, eine Combo mit doppeltem Boden. Das achtköpfige Agitprop-Kollektiv lädt auf die Tanzböden, verspricht Spaß, Bewegung, Powerchords, nicht zu komplizierte, oft sogar etwas sterile Grooves und Refrains von beachtlicher Größe und Massenwirksamkeit. Verschwitzt, glücklich und/weil völlig leer geht es dann nach Hause. Und das darf es schon gewesen sein. Muss aber nicht. Ganz klar: Im Stadion, im Jugendclub und am Tresen wollen Chumbawamba nur dein Vergnügen. Mit den dort geübten Schlachtrufen, Killer-Hooklines im und nicht mehr aus dem Ohr, geht es dann in die eigenen vier Wände, wo die inspirationsreiche Bleiwüste im CD-Booklet auf das zeitraubende,jedoch lohnende Studium wartet. Disney, Murdoch, Calvin Klein – das bleiben die Feinde! Versace-uniformierte Töchter, Neighbourhood Watch, das WWW und die Lebensmittelindustrie – so gefährlich wie lächerlich. Ähnlich dem Konzept früherer Jahre kippen Chumbawamba ihren Hohn auf diesem Album in 22 kurzweiligen Aufzügen (in gerade einmal 47 Minuten) wie in einer noch beschleunigten Nummernrevue über Produzenten, Populisten, Paranoiker der Welt um ihren Nabel USA. Vor jeder neuen Platte wird immer viel diskutiert im Hause Chumbawamba. Und es werden Zettel geschrieben: Was soll alles drauf aufs Album? Echte Trompeten, Saat ching, eine Nummer mit Pedal Steel Guitar, Streicher für melancholische Abgesänge, eine Harfe, ein Banjo, neue Drumpatterns, noch weichere Chöre, dieses dramatische Orchestersample, Swing und Country und „New York Mining Disaster 1941“ von den Bee Gees. Wurde für WYSIWYG auch nur ein Zettel wieder weggeworfen?