Coma

In Technicolor

Kompakt/Rough Trade 15.4.

Wenn gleißendes Pop-Licht auf hedonistischen Club-Schweiß trifft: Das Kölner Duo Coma legt sein lang erwartetes Debütalbum vor.

Bitte nicht als Lamento verstehen, aber es ist schlichtweg ermüdend, wenn einem (gefühlt) jedes zweite Pressesheet den neuesten heißen Scheiß ans Herz legen will. Das Duo Coma wird bereits seit 2008 als das nächste große Ding aus Köln vorgestellt, die Erwartungshaltung an das erste Album ist dementsprechend groß. Doch statt sich dem vorzeitigen Lorbeeren-Verzehr hinzugeben, haben Marius Bubat und Georg Conrad lieber in akribischer Feinarbeit an ihrem Debüt­album In Technicolor gearbeitet. Ihren Hang zum Perfektionismus überführen die beiden Kölner in luftige Melodien und feiste Claps, sodass man zwangsweise zum Sonnenanbeter mutiert. Der Opener „Hoooooray“ gibt die Richtung vor: Die jungen Wilden des Kompakt-Labels lieben eingängige Synthesizer-Riffs, mit denen sie sowohl im Lager der Club- als auch in den verspielten Gassen der Popkultur ihre Visitenkarten hinterlassen. House-Partikel hier („T.E.D.“), feinfühlige Techno-Romantik dort („maximal MINIMAL“) – Coma orientieren sich nicht allein an ihren Labelmates WhoMadeWho oder GusGus, die bereits ausführlich gezeigt haben, wie es klingt, wenn technoider Pathos poppig gedacht wird. Das Duo kombiniert Elemente aus beiden Welten launig miteinander, und das Angebot an Features mit DJ Kozes Muse Ada und MIT-Frontmann Edi Winarni ist auch nicht so verkehrt – ohne den New-Shit-Stempel daraufzupappen. Ob die sehnsüchtige Vocoder-Ballade „My Orbit“ oder das an Brandt Brauer Frick erinnernde „Out Of Control“ – Comas elektronischer Pop macht Laune auf mehr, auf Sommer, auf Open Airs. Apropos, braucht das Melt! nicht noch eine Festivalhymne?