Das Bierbeben – Alles fällt

Das zweite Album des mit Indie-Prominenz besetzten formidablen Electro-Projekts aus Hamburg und Berlin.

Das Bierbeben ist ein origineller Bandname. Er erinnert irgendwie an den von Anarchopunkbands aus dem Untergrund. Dazu passende Musik haben Das Bierbeben auch schon abgeliefert. Das erste Album hieß no future no past und enthielt Songs mit Titeln wie „Mach deinen Fernseher kaputt“ und „Deutschlands Mauern fallen“. Die Identität der Musiker sollte damals nicht preisgegeben werden, damit diese nicht von der musikalischen Essenz ablenken sollte. Relativ bald war aber klar, daß Jan Müller (Tocotronic) und Thies Mynther (Stella, Phantom Ghost) am Bierbeben beteiligt sind. Zur Hamburger Indie-Prominenz gesellte sich noch die Indie-Prominenz aus Berlin, etwa in Gestalt von Julia Wilton (früher Pop Tarts). Der erste gemeinsame Electro-Feldversuch stand unter dem Motto: Wie mache ich aus einer 2raumwohnung ein besetztes Haus? Jetzt geht die Tendenz eindeutig in Richtung ruhiger Muse. Nur mit der rockenden Gitarre im Titelsong und kleinen disharmonischen Störfeuern in „Keiner wird dein Herr sein“ geht Das Bierbeben noch etwas auf die Barrikaden, ansonsten dominiert auf alles fällt feinsinnige Zurückhaltung. Anstatt alles dumm niederzubrüllen und dazu militärisch gedrillten Techno zu benutzen, tupft der Beat in „Warum faltest du die Hände“ so sanft und jazzig wie sonst nur bei Matthew Herbert auf. Weibliche Stimmen flüstern und singen verführerisch, so dal man an nichts Böses denkt. Über allem breitet sich eine Grundmelancholie über den Zustand des Volkes aus. „Kein schöner Land“ klingt wie eine Mischung aus Kirchenlied und This Mortal Coil. Das Bierbeben ist ja ein Nebenprojekt von Musikern, die sonst anderweitig beschäftigt sind. Trotzdem klingt alles fällt sehr kohärent, innovationshungrig und originell. So wird der Bandname dann ganz schnell zu einer Randnotiz.

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