Dirty Beaches :: Badlands

Zoo Music

Minimalistischer Rockabilly, Sehnsuchtsmelodien und die Beats der Straße – das Debüt dieses Taiwanesen ist eine Sensation.

Am Anfang ist Getöse. Ein schwer decodierbares Lärmen. Es klingt ein bisschen so, als ob man die Einstürzenden Neubauten in einen Öltank geschickt hätte, mit dem Instrumentarium der frühen Jahre Rockabilly zu spielen. Nach knapp einer halben Minute tritt die Stimme Zhang Hungtais in dieses Krachen und Wabern und geistert irgendwo hinten durch den Song; der „Speedway King“ zahlt nicht, er fährt auf dem Ticket von Elvis‘ „Mystery Train“. Der erste Song setzt den Ton für dieses Album, er erzählt davon, wie es ist, wenn Memphis, Tennessee, 1953, New York 1977, Berlin 1981 und Kanada 2011 frontal aufeinandertreffen. Zhang Hungtai ist in Taiwan geboren, er hat diese Reise durch die Zeiten und Sounds schon tausendmal durchgespielt, er kennt den Knall des Rock’n’Roll wie die Beats der iTunes-Kinder in Toronto, Montreal und Vancouver. Er hat herumgemacht mit Kassettenrekordern, iPods und Drum-Machines, ein paar limitierte 7-Inches mit coolen Duplex-Covern rausgeworfen, bis die Seismografen der Blogosphäre anschlugen. Badlands ist der Knall, den dennoch keiner auf der Rechnung haben konnte, eine Tour-de-force durch die Herzstücke des amerikanischen Kontinents, wir hören das Murmeln eines großen Crooners, den durch die Zeit zerfressenen Rockabilly, der auf die geloopten Beats der Straße trifft und gefährlich gute Sehnsuchtsmelodien, die das Wörtchen Soul neu buchstabieren („Lord Knows Best“, „True Blue“). Wenn diese Reise ein Ziel haben sollte, dann wäre das eine von David Lynch perfekt ausgeleuchtete Traumbühne, auf der Bo Diddley und Suicide auftreten und am Ende wüsste niemand mehr, wer wessen Songs gerade spielt.

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