Diverse :: Elektronische Musik aus: Koeln – A Synthetic History Of E.M.A.K. 1982-88

Universal Sound/Soul Jazz/Indigo

In Köln ausgegraben: Das Verbindungsstück zwischen den Schwingungen der Krauts und der elektronischen New Wave der 80er

Kennen Sie Köln? Garantiert nicht. Es gibt eine elektronische Musik aus Köln, die jemand einfach in der Ecke liegen gelassen und nie aufgekehrt hat. Bis ein paar britische Soundforscher des Weges kamen, sie entdeckten und schnell wiederveröffentlichten. Immerhin handelt es sich um ein hochinteressantes Verbindungswerk zwischen den Elektro-Krauts der Siebziger und dem Minimal und New Wave der Achtziger. Ein Stück Popkultur, das schon rasch nach Erstveröffentlichung vergessen wurde. In einer Stadt, die sich für kleinste Eruptionen unter der Dreifaltigkeit des K – Kölsch, Karneval, Kunst – groß feiert, ist diese Schludrigkeit allerdings ungeheuerlich. Haben auch Kompakt und A-Musik nichts davon gewusst? Insgeheim freuen wir uns aber doch, dass es noch wohl gehütete Geheimnisse in der Domstadt gibt. Eines davon trägt den Namen E.M.A.K. (Elektronische Musik aus: Koeln), die drei in den 1980ern erschienenen Alben des Elektro-Kollektivs besitzen identische Cover, die sich nur in der Farbgebung voneinander unterscheiden und nun dieser Compilation aus der Londoner Soul-Jazz-Familie beigelegt sind. E.M.A.K bestand aus zwei Studiofreaks (den „Bandgründern“ Becker und Mill) und zwei unabhängig voneinander arbeitenden „Songwritern“ (den Instrumentalisten Filz und Stühlen). Mit kleinem Equipment und handgemachten Reverb-Effekten produzierte das Kollektiv elektronische Erkundungsfahrten bis in Bereiche, die man heute ohne mit der Wimper zu zucken Synthie-Pop nennen würde („Ohne Titel“). Bis hin zu ambienten Raumausmessungen („A L’Horizon: Clervaux“) und Tracks, die jemand aus dem dadaistischen Wäschekorb der talentierten Dilettanten vom Düsseldorfer Plan gefischt haben könnte („Wenn Mr. Reagan es will“). In jede Faser der Töne war ihre Herkunft eingeschrieben, sie waren in Mini-Moogs und einem verzerrten Fender-Rhodes-Piano auf die Welt gekommen. Midi und Sampling gab’s dann erst auf E.M.A.K. 3. Es ist eine Musik, die unfertig geblieben ist, vollends zwischen die Sparten fiel und vielleicht gerade deshalb heute unsere Aufmerksamkeit erregt. E.M.A.K. arbeiteten auf diesen ersten drei Alben über Stile und Modediktate hinweg, im Stillen mit stellenweise großen Ergebnissen. Ein Wetterleuchten.

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