Ihr Sequel-Hasser dieser Welt, UNTER MEINEM BETT 2 ist da. Teil eins, das war der super Sampler, den junge Eltern in den vergangenen Jahren häufiger aufgelegt haben als Radiohead, Beyoncé, Kanye West und Frank Ocean zusammen. Das Ding lief immer, wenn andere Familien zum Kaffee da waren. Die Eltern wippten, die Kinder hüpften – oder spielten einfach weiter. Beides toll. Das Besondere am ersten Teil waren die Stücke, die eigentlich viel zu spröde oder skurril waren, um als Musik für Kinder durchzugehen.Doch gerade die Beiträge von Gisbert zu Knyphausen, Olli Schulz oder Nils Koppruch (dessen „Unter meinem Bett“ der Reihe den Titel gab) kamen besonders gut an. Weil bei der Musik gilt, was Eltern bei der Nahrung längst wissen: Zu viel Süße tut nicht gut.

Teil zwei startet mit zwei schwächeren Songs: Laing singen zwar zu Recht „Mücken nerven Leute“, doch der gut abgehangene Soulpop interessiert Kinder so wenig wie das Wetter von morgen. Das Bo versucht sich dann am Kinder-Rap, was Deine Freunde deutlich besser können. KiRaKa-Niveau, nicht mehr. Erdmöbel erzählen von Svenja und ihrem Hund Raul, prima Lied, aber halt sehr erdmöbelig-abstrakt.

Wie’s geht, zeigt der sehr ernste Emotyp Enno Bunger: Seine Ballade übers „Stachelschwein“ besitzt echtes Pathos – und zwar zu Recht, denn die Kinder können die Einsamkeit des stacheligen Tieres absolut nachvollziehen. Die derzeit beste deutsche Band Die Höchste Eisenbahn bietet den Shuffle „Gib nich’ so an!“ und macht, was sie immer macht: Sie beginnt den Song stark und steigert ihn dann: „Ronaldo und Messi – gehör’n mir. Cola und Pepsi – gehör’n mir.“ Und der Kinderchor: „Gib nich’ so an!“

Selbstironie bietet auch Herrenmagazin-Sänger Deniz Jaspersen mit „Was der Papa sagt“, ausgerechnet Naiv-Dadaist Jacques Palminger versetzt den Text von „Farben“ mit Begriffen wie Apokalypse, Negativität oder Betablocker. Okay, ihr Sequel-Hasser, Teil zwei reicht nicht ganz an den ersten heran. Und doch: Auch UNTER MEINEM BETT 2 verjagt alle Folgen der GIRAFFENAFFEN ins hinterste Eierloch.