Dntel – Dumb Luck

Von Leuten, die sich sechs Jahre Zeit für ihre neue Platte lassen, erwartet man entweder rein gar nichts oder ein Grundlagenwerk von bahnbrechender Schönheit oder wegweisender Zerstörung, vielleicht eine neue Sprache in der Musik, etwas, das noch in 20 jähren bewundert wird. Nun wäre es verfrüht, solches von Jimmy Tamborellos neuem Album unter dem Logo Dntel zu behaupten, aber ausschließen möchte man es andererseits auch überhaupt nicht. Was daran liegt, dass keiner Platten wie Tamborello macht, Songs, die sich noch im Zustand der Fertigkeit wie Flüsse und Winde anhören, oder gleich wie Waschmaschinen. Dabei erreicht Tamborello. der sonst Platten mit Figurine und The Postal Service aufnimmt, oft eine epische Größe, indem er seine Geräusche in ihrer ganzen Struktur ausstellt, sie quasi im Vergrößerungsglas zeigt. Die einzelnen Soundspuren auf Dumb Luck fahren aufeinander zu und wieder auseinander, sie verbinden sich zu Hymnen, sanftem Krach und Sonnenuntergangssoundtracks für manipulierte Synthesizer. Zu den weiteren Instrumenten zählen Conor Oberst, Edward Droste(Grizzly Bear), Valerie Trebeljahr (Lali Puna) und Jenny Lewis – sie Sänger zu nennen, wäre übertrieben, sie trödeln durch die elektronischen Landschaften wie gute Geister, die kurz Gestalt annehmen und dann auf seltsame Art wieder verschwinden. Tamborello nimmt den Hörer mit auf seine verträumten Streifzüge durchs weite Grün, er schickt ihn zu den verzweigten, naturbelassenen Melodie-Steinbrüchen und zeigt ihm die Entdeckungen, die man machen kann, wenn man sechs Jahre Ferien feiert. Wäre er ein Schwede, der Jimmy Tamborello, dann würde ich jetzt schreiben: Er hat sein Bullerbü gefunden.

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