Dona Dumitru Simimca – Sounds From A Bygone Age vol. 3

Das plötzlich ansteigende Interesse der jüngeren Indie-Gemeinde an den Musiken des alten Ostens dokumentieren ja schon die superfeinen Platten von Beirut und A Hawk And A Hacksaw. Ein kompletter Kulturkreis will jetzt nach coolen Sounds abgescannt werden. Auch wenn’s hier mal nicht um wüste Balkanblasensembles mit hochprozentigen Tanzliedern geht, was die neuen Folkies in den fast vergessenen Liedern Osteuropas suchen, hat einen Namen. Es ist der Sound der Sehnsucht. Originale Tondokumente von den legendären Roma-Tarafssind kaum mehr vorhanden, höchste Eisenbahn also, für den globalen Feinschmecker-Markt zu retten, was noch zu retten ist. Nach den Alben von Ion Petre Stoican und Romica Puceano hat das Berliner Label Asphalt Tango jetzt einen gehörigen Schatz gehoben. Teil drei der formidablen Serie sounds from a bygone age ist dem Sänger und Violinisten Dona Dumitru Siminica gewidmet, der Anfang der 60er-Jahre der König der Lautari-Szene in und um Bukarest herum war. Oft nur begleitet von Cymbalon und Bass. manchchmal kommt ein Akkordeon dazu, sang er seine Liebesund Trinklieder, aber was heißt schon sang? Er seufzte in die Nacht, sein Falsett bohrte sich mit sanfter Urgewalt durch den Raum, und die, die nur seiner Stimme lauschten. konnten mit ihr im Stehen fliegen. Wenn die Rhythmiker nicht wie die Teufel zupften, würde man noch heute vor Traurigkeit in die Knie gehen. Die Damen im Restaurant der Oper und den Gartenlokalen sollen sich damals nach dem Manne und seiner androgyn schillernden Liedkunst verzehrt haben, hört man. Siminicas plötzlicherTod in den 80er-Jahren machte hingegen kaum mehr Schlagzeilen. In den letzten Jahren der Ceausescu-Diktatur soll die Musik der Lautari nur noch am Vormittag in den Radios gespielt worden sein, sie war ein Fremdkörper in der staatlich verordneten, klinischen reinen Plastik-Folklore, sie klang dem Regime zu orientalisch, oder einfach: zu echt. Heute mischen sich die Lieder Dona Dumitru Siminicas in die globalen Schleifen einer neuen Folkmusik. Von dort können sie vielleicht auch wieder an ihre Ursprünge zurückkehren.

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