Dr. Dog

The Psychedelic Swamp

Anti/Epitaph

Die Psychedelic-Folker aus Philadelphia ziehen den Songs ihres Debüt­albums von 2001 erstmals was Stilvolles an.

Angesprochen auf die atemberaubend zahlreichen Parallelen seines neuen „Star Wars“-Films zum zuerst veröffentlichten Eintrag der Reihe, „Episode IV – A New Hope“ von 1977, erklärte Regisseur J. J. Abrams einigermaßen enigmatisch, man müsse eben ab und an zurückgehen, um vorwärts zu kommen. Soso! Dabei weiß er doch angeblich selbst noch nicht, wie die nächsten beiden Episoden der Saga aussehen werden und wird auch mit deren Entstehung nichts zu tun haben. Seltsam ist das!

Wie man künstlerisch erfolgreich in der Zeit zurückreist, machen Dr. Dog aus Philadelphia vor: 2015 setzten sie ihr jahrelanges Vorhaben in die Tat um, ihr nie offiziell erschienenes Debütalbum von 2001, THE PSYCHEDELIC SWAMP, neu aufzunehmen. Und das sogar im Line-up von damals! So kehrte der bereits 2004 ausgestiegene Doug O’Donnell zurück und durfte den Gesang auf dem Opener „Golden Hind“ übernehmen, obwohl er noch nie zuvor auf einem Stück der Psychedelic-Folker gesungen hatte.

Die seit 2001 als Bootleg kursierende Form des Albums hat wenig mit der jetzigen Veröffentlichung zu tun: Waren die Original-Aufnahmen Keyboard-basiert und verzichteten annähernd gänzlich auf Schlagzeug und Bass, schillert die 2016er-Version in den opulenten Farben, die man von der Band seit sieben mehrheitlich sehr guten Alben gewohnt ist. Da sind die Beach-Boys-Harmonien, die Space-Rock-Jams und diese 60s-Soul-Melodien, mit denen Dr. Dog in einer anderen Zeit Weltstars geworden wären. Aber vielleicht gibt es diese Zeit ja? Vielleicht erschien THE PSYCHEDELIC SWAMP in einer Paralleldimension ja doch 2001, wurde zum Achtungserfolg, auf dem das Millionen verkaufende Durchbruchswerk WE ALL BELONG aufbaute. Oder ist das jetzt zu viel Science- Fiction für Sie, Herr Abrams?