Doctor Strange :: Regie: Scott Derrickson

Marvel schickt mit Benedict Cumberbatch einen weiteren Superhelden auf die Leinwand. Das Ergebnis ist ein „Iron Man“-Remake vor Windows-Bildschirmschonern.

Es war ja abzusehen: Da es sich bei „Doctor Strange“ (Benedict Cumberbatch) um einen mächtigen Zauberer handelt, überschlugen sich vor allem die US-Kritiker nach der ersten Sichtung des neuen Marvel-Films mit passenden Beschreibungen. Geradezu magisch sei der Film, Marvel habe die Trickkiste geöffnet, von zauberhaften Actionszenen ist die Rede.

Die stellenweise beeindruckenden Computereffekte werden es tatsächlich schaffen, dass „Doctor Strange“ zum nächsten Mega-Erfolg unter den Superhelden wird. Und dabei ist es Marvels eigentlicher Zaubertrick, dem Publikum einen zusammengeklauten, generischen Film als große Innovation zu verkaufen.

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Die Handlung lässt sich mit zwei Worten zusammenfassen: „Iron Man“. Benedict Cumberbatchs Charakter gleicht einem Remake der Marvel-Figur von Robert Downey Jr. aus dem Jahr 2008. In dieser ersten Marvel-Eigenproduktion wurde Downey vom egoistischen, selbstverliebten Arsch zum heldenhaften, selbstverliebten Arsch. Genau dieses Gerüst nutzt auch Regisseur Scott Derrickson in „Doctor Strange“, weil dabei mit einem Benedict Cumberbatch, der aktuellen Affäre des Internets, ja auch wenig schiefgehen kann.

„Fantasia“, „Inception“ und „Casper“ in einem Film

Cumberbatch spielt eine weitere Variante seiner „Sherlock“-Interpretation. Nur folgt er hier keinem ausgefeilten Krimi-Plot, sondern einem belanglosen Mads Mikkelsen, der irgendwas mit irgendwelchen Dimensionen anstellen möchte. Am Ende steht Cumberbatch auf einer Art Weltraum-Hoden und foltert ein riesiges Monster solange mit langweiligem Dialog, bis die Erde gerettet ist – ernsthaft, genau das passiert wirklich!

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Davor gibt es die übliche Marvel-Masche: Action, kauzige Sidekicks, dramatische Momente, kindlicher Humor. Kurz nach dem brutalen Tod einer Figur denkt Scott Derrickson, dass es eine gute Idee ist, Doctor Stranges lebendigen Umhang ein paar Witzchen machen zu lassen. Der Tonfall verändert sich mit jedem Film, von dem Strange sich optisch oder inhaltlich etwas ausborgt: „Fantasia“, „Casper“, ganz viel „Inception“ und natürlich Elemente aus dem bisherigen Marvel-Kosmos werden hier zusammengeflickt.

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Am ehesten drängt sich aber der Vergleich zu den unsäglichen „Star Wars“-Prequels von George Lucas auf. Denn genauso wie in Episode I-III wurde bei „Doctor Strange“ ein Film augenscheinlich um Special Effects herum gedreht. Dabei sollten Effekte, so gut sie auch gemacht sind, ein unterstützendes Element für die Handlung sein und nicht deren Zentrum. Und so hastet Benedict Cumberbatch nun durch spektakuläre Computerwelten, die allerdings den emotionalen Gehalt eines besonders hübschen Windows-Bildschirmschoners haben.

Neben Cumberbatch und Mikkelsen sind weitere fähige Darsteller wie Tilda Swinton und Rachel McAdams engagiert worden. Nominell hat kein Blockbuster in den vergangen Jahren mehr aufgefahren. Und trotzdem werden – mit der Ausnahme von Swinton – alle Darsteller von der Flut der Effekte weggespült. Und das ist tatsächlich eine Art Zaubertrick, den man nicht oft zu Gesicht bekommt.

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