EMA

The Future’s Void

City Slang/Universal

Ja, ja, das Internet vergisst nicht. Diese späte Cyberpunk-Platte erinnert an die Tage, als Pop und Rock sich digital formieren mussten.

Erika M. Anderson hat sich ein Thema für ihre zweite Platte zur Brust genommen, sich mit künstlicher Intelligenz und dem digitalen Gedächtnis der Ära Facebook befasst, das Daten sammelt und kombiniert und mehr von uns weiß, als wir uns je erträumt hätten. Es ist eine Melange aus Grusel und Faszination, die in den zehn neuen Songs der Amerikanerin immer wieder aufscheinen darf, in der melancholischen Pianomusik von „100 Years“ und den querschießenden Analog-Synthie-Melodien von „Satellites“, die von donnernden Elektrobeats in den Untergrund getragen werden, wo die Künstlerin dem „Neuromancer“ begegnet – benannt nach dem gleichnamigen Roman von William Gibson und Urstein für Cyberpunk.

Ja, wo bleiben wir denn in diesem digitalen Vergissmeinnichtland? THE FUTURE’S VOID ist eine späte Cyberpunk-Platte geworden, die auch an die Tage erinnert, als Pop und Rock sich digital erst formieren mussten. Den „Widerstand gegen digitale Kommerzialisierung“ hat EMA ausgerufen, poppig und harsch im selben Moment. Eine Versicherung gegen Vereinnahmung auf dem Online-Markt kann sie damit nicht abschließen. Diese Songs besitzen einen vortechnoiden Charme, mit dem sich die nächste Generation von Retro-Handys verkaufen lassen wird.