George Harrison :: Living In The Material World

Martin Scorsese dokumentiert George Harrisons Leben in der materiellen Welt.

Wie heißt es immer so schön, wenn eine weitere Dokumentation über eine Rocklegende kurz vor der Veröffentlichung steht: „Enthält rares und bislang ungezeigtes Filmmaterial.“ Schön, schön, denkt man sich, nur um dann doch festzustellen: Kenn’ ich ja alles schon! Doch Ausnahmen bestätigen die Regel, und eine davon ist „George Harrison: Living In The Material World“. Martin Scorsese, 1969 beim Woodstock-Festival als Kameramann tätig, bevor er mit Robert de Niro, New York und der Mafia als ewiges Thema selbst zur Legende wurde, hat mit „Elvis On Tour“, „The Last Waltz“, „The Blues“, „No Direction Home“ und „Shine A Light“ bereits sehenswerte Rock-Dokus abgeliefert. Dem 2001 verstorbenen George Harrison, jüngster Beatle und stets im Schatten von Lennon/McCartney, näherte er sich mit großem Respekt, aber erfreulich klischeearm. Denn der Gitarrist, Sänger, Komponist, Filmproduzent und Autonarr, der in der ersten Hälfte der sagenhaften Traumkarriere der Fab Four nur selten einen Song gestattet bekam und dessen künstlerisches Potenzial erst zum Beatles-Finale so richtig aufblühte, war eben nicht der verzweifelte Leise­treter, rettungslose Fatalist oder spirituell Verbrämte, als der er immer wieder gerne dargestellt wurde. 

Scorsese lässt Harrisons außergewöhnliches Leben mit Archivmaterial, Konzertmitschnitten, und Fotos Revue passieren, von den Anfängen in Liverpool über seinen Durchbruch als Solokünstler bis hin zu seinen Kollaborationen mit Ravi Shankar oder dem All-Star-Projekt Traveling Wilburys. Interviews mit den Freunden und Weggefährten. Ehefrau Olivia Harrison, die den Film mit Scorsese und Nigel Sinclair co-produzierte und auch ein gleichnamiges Buch verantwortet, zeichnen das Bild eines Mannes, den die Welt zu Lebzeiten stets ein wenig unterschätzte.  Mike Köhler