Glasser

Interiors

True Panther Sounds/Beggars/Indigo

Das sehr überzeugende zweite Album einer gewissenhaft arbeitenden Elektro-Pop-Künstlerin.

Sowohl in der Architektur der Stadt als auch im menschlichen Körper existieren geheimnisvolle Ecken und Bereiche, die man einmal genauer untersuchen müsste, findet Cameron Mesirow alias Glasser. Weil andere Menschen das als nicht so dringlich ansehen, tut es Mesirow auf ihrem zweiten Album mit Songs, die „Shape“, „Design“ und „Landscape“ heißen, gleich mal selbst. Die Frau ist gerade von Kalifornien nach New York gezogen, da kann man schon mal auf solche Gedanken kommen. Wer zum ers ten Mal in dieser Stadt weilt, wird automatisch von der Struktur der Gebäude in den Bann gezogen. Das dauert. Mit den Aufnahmen zum Nachfolger ihres drei Jahre alten, schon guten Debütalbums RING hatte es Cameron Mesirow dann auch nicht sonderlich eilig. Man hört der Musik förmlich an, dass sehr gewissenhaft an ihr gearbeitet wurde. Grundsätzlich ist es richtig, wenn man die Musik von Glasser dem Elektro-Pop zuordnet.
Aber es ist keiner, der sich ohne Weiteres mit normalen Genremaßstäben messen lässt. Beim Gesang denkt man an eine weniger übersteigerte Björk, damit hat es sich dann auch schon. Statt banal auf Beats zu setzen, kümmert sich Cameron Mesirow lieber um die Einfügung klanglicher Details. Man hört das Klopfen eines Spechts, plätscherndes Wasser, klingelnde Glöckchen und fernöstliche Folklore-Impressionen. Der punktuelle Einsatz des Saxofons weiß ebenfalls zu gefallen. INTERIORS ist ein anspruchsvoller und sehr spannender Nachweis einer Erkundung.