Gloria

GEISTER

Grönland/Rough Trade VÖ: 7.8.

Klaas Heufer-Umlauf vom Fernsehen und Mark Tavassol von Wir sind Helden intensivieren ihren Psycho-Pop noch einmal, indem sie aufs Plakative verzichten.

Muss man sich Sorgen machen um Klaas Heufer-Umlauf? Zumindest die Protagonisten der Songs von GEISTER, dem zweiten Album von Gloria, die stets mit einem jovialen „du“ angesprochen werden, haben ihre Probleme. Die stehen „bis zum Hals im roten Wasser und bitter ist der Blick“, die sind „wie die Geister, die dich jagen“. Die schlagen sieben Tage lang gegen die Wand und geben am achten auf. Die fühlen sich nicht wohl in ihren Kleidern und in ihrer Haut. Die wissen: „Keiner verdient, was er bekommt.“ Die verpassen ihr Leben, weil sie anderswo beschäftigt sind.

„Alles greift nach dir und deinem Leben“, singt der Fernsehmoderator mit sonorer, unbeteiligter Stimme, während Ex-Wir-sind-Helden-Bassist Mark Tavassol mit einem entspannten, vorgeblich harmlosen Rhythmus einen Kontrapunkt setzt. Im Vergleich zum nach der Band betitelten Debüt der beiden von 2013 (eine Woche in den deutschen Charts, auf Rang 84) gibt es nun weniger Krachrock und kaum noch plakative Laut-Leise-Effekte. Stattdessen einen nur scheinbar ereignislos dahintuckernden Poprock, der aber immer wieder eine unterschwellige, beunruhigende Intensität entwickelt, die die paranoiden Psychogramme, die Heufer-Umlauf in seinen Texten entwirft, adäquat illustriert. Ist das ein Sittenbild unserer auf Selbstoptimierung des Einzelnen ausgerichteten und durchdigitalisierten Gesellschaft? Oder muss man sich bloß um Klaas Heufer-Umlauf Sorgen machen?