Album der Woche

Guy Garvey

Courting The Squall

Universal VÖ: 30. Oktober 2015

Art-Rock: Hier kommt Guy Garvey mit dem besten Elbow-Album seit dem letzten Elbow-Album.

Eine Auszeit vom Alltag, wer würde sich darüber nicht freuen? Guy Garvey ist leidenschaftlicher Raucher, Trinker, Poet und hauptberuflich Sänger von Elbow. Mit der mal sahnigen, mal wuchtigen, immer aber eleganten Musik der Gruppe hat er sich einen Ruf erspielt. Mit seiner nebenberuflichen Arbeit als Kolumnist, Radiomoderator und Aktivist gegen Landminen hat er diesen Ruf gefestigt. Und was macht so einer in seiner Auszeit? Er mietet ein Studio, lädt seine Freunde ein – und macht sahnige, wuchtige, elegante Musik.

COURTING THE SQUALL klingt, um’s kurz und schmerzlos zu machen, wie ein weiteres Album von Elbow. Die haben seit THE SELDOM SEEN KID immer mehr von ihren ohnehin dezenten Rockismen verabschiedet, THE TAKE OFF AN LANDING OF EVERYTHING (2014) war ein sanftes Ebben und Fluten. Hier macht Garvey nun alleine weiter, auch wenn die Single „Angela’s Eyes“ einen schrägeren Einstieg und Ansatz wählt. Zu rumpeligem Bass (Nathan Sudders von The Whip) gesellen sich eckige E-Gitarren (Pete Jobson von I Am Kloot), Garvey singt von seitwärts rein. Die Sache eskaliert zu einem besseren Bond-Song, bevor sie von ELP-Gedächtnis-Keyboardklingen („Common Man“) zerhackt wird. Sehr fein und wagemutig.

Die übrigen Titel bleiben weitgehend im gewohnten Fahrwasser der jüngeren Elbow, die von Freunden der älteren Elbow mit einer gewissen Skepsis als badewannenwasserwarm empfunden werden. Mit weit mäandernen Melodiebögen, die doch kein größeres Gebäude stützen und den Hörer mit dem Gefühl hinterlassen, herzlich geknuddelt worden zu sein. Anders als bei Elbow aber überwiegt hier der Eindruck, einer Session beizuwohnen, auch wenn Bläser zum Einsatz kommen und die ganze Produktion hin und wieder ins verrauchte Territorium eines verschlafenen Jazz rutscht. Atmosphäre ist alles, und Charakterkopf Garvey kann sie füllen. Keine Killer hier, kein „Leaders Of The Free World“, aber doch allesamt Füller von höchster Qualität und Opulenz.