Honne

Warm On A Cold Night

Atlantic/Warner

Blasser Elektro-Soul aus London, die Passion gibt es nur auf Papier.

„Honne“ ist ein japanischer Begriff für die Leidenschaften, die ein Mensch nicht so gerne in der Öffentlichkeit zeigt. Als „Tatemae“ bezeichnet der Japaner das Gegenstück davon, also die Fassade. Musiker behaupten gerne, sie würden mit jedem ihrer Songs die innersten Gefühle darbieten. Dass dennoch viele Songs eher nach oberflächlicher Fassade klingen, mag ein Grundproblem des Pop sein. Beim Londoner Duo Honne ist es besonders eklatant.

Andy Clutterbuck und James Hatcher kennen einander schon sehr lange, bezeichnen sich als Seelenverwandte. Die ersten Singles erschienen vor zwei Jahren, die beiden hatten lange genug Zeit, ihre echte Leidenschaft zu finden. Dass das erste Album nun so heißt wie seinerzeit die erste Single, zeigt bereits: Richtig weit sind sie nicht gekommen.

WARM ON A COLD NIGHT bietet netten Großstadtsoul, wie er in den Boutiquen im gentrifizierten Eastend von London läuft. Sänger Clutterbuck klingt dabei, als habe er ein sündhaft teures Seidentaschentuch im Mund. Es ist wahnsinnig angenehm, dass auf der aktuellen Single „Someone Loves You“ als Gastsängerin die talentierte Soul-Jazz-Stimme Izzy Bizu zu hören ist. Songs wie „Treat You Right“ mit seinem nervösen Groove oder das federnd-flotte „Coastal Love“ bringen weitere Klangfarben in den Mix. Doch es hilft nichts: Wenn so die große Leidenschaft klingen soll, dann sind die beiden Jungs von Honne ziemlich blasse Typen.