Iron And Wine & Ben Bridwell

Sing Into My Mouth

Caroline/Universal

Liebevolle Umarmung: Zwei miteinander befreundete US-Songwriter übersetzen ihre Lieblingslieder in die Sprache von Country und Folk.

Es gehört schon eine Portion Vorstellungskraft dazu, einen daddeligen kleinen Funktrack aus der SPEAKING IN TONGUES-Phase der Talking Heads in einen sanft fließenden Countryfolksong zu übersetzen. Sam Beam (Iron And Wine) und Ben Bridwell (Band Of Horses) haben das auf ihrem gemeinsamen Album getan; dabei mag ihnen zu Hilfe gekommen sein, dass sie „This Must Be The Place (Naive Melody)“ zu ihren Lieblingssongs zählen und dass David Byrnes Lied aus dem Jahr 1983 ein ausgewiesenes Liebeslied ist (das erste dieser Art, das er jemals geschrieben hat).

Beam hatte über die letzten Platten eine kontinuierliche Verwandlung hingelegt, vom eher stillen Americana-Prediger zum Pop- und -Funk-Sophisten, der aus seinem Bart groß ins Rund nuscheln konnte. Von Bridwell hat man Stand 2015 viel eher ein an Rock- und Folk-Traditionen orientiertes Album wie dieses erwartet. Das Coversong-Dutzend darf als eine Hommage an die all time faves der miteinander befreundeten Songwriter verstanden werden, aber nicht in Form von Denkmalschutzarbeiten: Man muss sich mal Sades „Bulletproof Soul“ anhören, die Steel-Gitarren katapultieren den nachtseidenen R’n’B der Britin auf eine lichte Ebene in South Carolina, wo die Wege der beiden Musiker sich vor Jahrzehnten kreuzten.

Ähnlich deutlich fallen die Transformationen in ein aus der eigenen Geschichte erinnertes Ambiente bei John Cales „You Know More Than I Know“ und El Perro Del Mars 60s-Reminiszenz „God Knows“ aus. Beam und Bridwell spielen diese Songs so, als hätten sie sie schon zwei Jahrzehnte in ihren Live-Sets, Routine klingt dennoch aus diesen so selbstverständlich hingelegten Interpretationen kaum heraus. SING INTO MY MOUTH ist eine liebevolle Umarmung geworden, die Objekte der Zuneigung sprechen eine Sprache: Countryfolkisch, stellenweise mit leichtem Southern-Rock-Akzent vorgetragen.