Im Zuge des viel gepriesenen Hollywood-Siopics „Walk The Line“ folgt unvermeidlich die kommerzielle Auswertung, oder vielleicht Ausplünderung, der Countryikone Johnny Cash. Nach etlichen eher nicht allzu zwingenden Veröffentlichungen in den vergangenen Monaten grub man mit der auf zwei CDs erweiterten live at san quentin legacy EDITION einen Meilenstein im Schaffen des im September 2003 verstorbenen Sängers, Gitarristen und Komponisten aus. Nach dem im Januar 1968 aufgezeichneten live at folsom prison war san quentin schon der zweite Mitschnitt eines Johnny-Cash-Konzerts in einem Gefängnis-Hochsicherheitstrakt. Die Auftritte in den beiden Strafanstalten fanden auf den ausdrücklichen Wunsch des Künstlers statt, der damals im Alter von 37 Jahren selbst gerade eine schwere Zeit hinter sich gebracht hatte: den Entzug von Amphetaminen, nach denen Cash jahrelang süchtig gewesen war. Zu der Zeit, als die Aufnahmen in der kalifornischen Strafanstalt San Quentin entstanden, am 24. Februar 1969, war Johnny Cash knapp ein Jahr mit jener Frau verheiratet, die ihn letztendlich aus dem Drogensumpf gerettet hatte: die aus dem legendären Musikerclan stammende June Carter. Vor rund 2.000 Häftlingen und deren Wärtern lieferte Cash im Gespann mit Freunden wie Carl Perkins, der Carter Family, den Statler Brothers und Gitarren-Neuzugang Bob Wootton, der den im August 1968 bei einem Hausbrand verstorbenen Luther Perkins ersetzte, eine Show der Superlative – und übertraf das erfolgreiche Konzert im „Folsom Prison vom Vorjahr noch bei weitem. Das wenig später als Single ausgekoppelte“.A Boy Named Sue“ machte Johnny Cash gar über die Grenzen der Vereinigten Staaten populär. Für die „Legacy Edition“ von live at san quentin wurde das Tracktisting jetzt auf 38 (!) Songs erweitert. 13 davon waren bislang unveröffentlicht. Darunter befinden sich solche Nuggetswie „BlueSuedeShoes“, „Flowers On The Wall“, Jackson“, „Restless“, „Blistered und „The Outside Looking In . Der absolute Clou: Auf einer beigelegten DVD findet sich eine rare 60-minütige Dokumenation des britischen Fernsehsenders Granada Televison über das Ereignis, das in jener Ära von der Sendeanstalt wegen Johnny Cashs gesellschaftskritischen Aussagen zunächst nicht im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Ein 32-seitiges Booklet mit raren Fotos gibt dem hochwertigen Digipack in PVC-Klarsichthülle den letzten Schliff.