Josh Rouse

The Embers Of Time

Yep Roc/Cargo 10.04.2015

Doppelt hält besser: der Singer/Songwriter verarbeitet seine Therapiesitzungen zu warmherzigen Songs.

Der eine geht zum Psychologen, der andere macht lieber Musik. Josh Rouse – doppelt hält besser – tut beides. THE EMBERS OF TIME, sein mittlerweile elftes Album, ist direkter Ausfluss einer Therapie, die der Singer/Songwriter aus Nebraska unlängst absolvierte. Themen, die es zu verarbeiten galt: das Leben als US-amerikanischer Expat im spanischen Valencia, erste Vaterschaft und akute Midlife-Crisis.

Eine Gemengelage, die zu tatsächlich mitunter schmerzhaft intimen, aber vor allem wundervoll stimmungsvollen Songs geführt hat. Die Vorbilder sind bisweilen offensichtlich: In „New Young“ lobt Rouse das Leben auf dem Lande und spätestens, wenn die Mundharmonika einsetzt, befindet man sich wieder in jener Scheune, in der Neil Young dereinst „Harvest“ einspielte.

Aber Rouse findet einen sehr eigenen Tonfall in den Songs, die mal wundervoll entspannt entlangschlurfen wie „Too Many Things On My Mind“, mal wie „Coat For A Pillow“ lässig am Lagerfeuer liegen. „Time, time, time“, singt Josh Rouse und ein wenig verliert sich tatsächlich die Zeit, dehnt sich in die Länge und wird schließlich unwichtig, wenn man ihm zuhört, wie er so vor sich hin singt und all seine Geschichten erzählt. Angesichts der durchgehend warmen, und bloß milde melancholischen Stimmung fragt man sich allerdings: Was hat den guten Mann eigentlich zum Therapeuten getrieben?