Klaus Theweleit :: How Does It Feel. Das Bob-Dylan-Lesebuch

Guter Leseband, gerade auch für Nicht-Dylanologen.

Dylan for Dummies – auf angemessen komplexe Weise

Bob Dylan wird 70 am 24. Mai. Davon wird man noch einiges hören in diesen Wochen. Dieser Sammelband kommt etwas zu früh zur Geburtstagsparty – und das ist gut so, denn: Man wird mitreden können nach der Lektüre dieses Buches, und man wird womöglich auch verstehen, warum man mitreden wollen sollte. How Does It Feel spart sich weitgehend Spekulativ-Biografisches und ist auch frei von Vollständigkeitswahn. Das Lesebuch nimmt sich lieber schlaglichtartig Einzelaspekte von Dylans Karriere heraus, grob chronologisch sortiert. Diese Auswahl ist durchaus geprägt durch die Herausgeberschaft von Klaus Theweleit. Denn der Freiburger Kulturtheoretiker gewinnt ja selbst – zum Beispiel in seinem Buch der Könige-Komplex – seine Erkenntnisse aus Assoziationen zu bestimmten Motiven, die, geschickt miteinander verbunden, Überraschendes zu Tage fördern. „Popmusik wie Popschreibe leben von einer Logik und einer Power der Momente, der politischen wie der affektiven individuellen“, schreibt Theweleit in seinem Eingangsaufsatz, einem close reading des Songs „It’s Alright, Ma (I’m Only Bleeding)“. Solche Momente und starke Beschreibungen von ihnen hat er ausgesucht für dieses Buch. So finden wir zeitgenössische Reportagen – von Nat Hentoff über den jungen Dylan, der zum König der New Yorker Folkszene aufsteigt; von Ralph J. Gleason über den Moment, an dem klar wird, dass das Publikum Dylans Elektrifizierung zu akzeptieren beginnt; von Sam Shepard über die Paarung Dylan/Muhammad Ali an einem politischen Benefizabend. Konrad Heidkamp, Elke Heidenreich und Andreas Langenbacher schildern die Dylan-Rezeption im deutschsprachigen Raum; Greil Marcus, Michael Gray und Sean Wilentz beleuchten amerikanische Spezifika in seinem Werk. Diedrich Diederichsen analysiert Dylans Rolle als Pionier neuer Medienformate wie dem Doppelalbum oder Musikvideo, und Peter Kemper reißt im Zusammenhang mit Dylans Zitiertechnik sehr aktuelle Fragen des Urheberrechts an.