Komm, wir lassen uns verarschen! :: DVD des Monats

Man hat es immer geahnt: Werbefuzzis sind egomanische, narzisstische Koksnasen und aalglatte Zyniker aus Überzeugung. Oder wie es die Hauptfigur Octave Parango auszudrücken pt legt: „Ich weiß, dass ich ein oberflächliches Arschloch bin.“ So wird man eben, wenn man eines weiß: Alles ist käuflich, jeder ist käuflich. Frederic Beigbeder lieferte 2000 die Romanvorlage, ein ehemaliger Werbetreibender, den dann offenbar doch moralische Skrupel Umtrieben. Oder auch nur die Langeweile. Ob Beigbeders Buch oder der Kinofilm von Jan Kounen — die Kritikerschaft war sich nie so recht einig, ob „39,90“ nun das Prädikat „wertvoll“ verdient oder seine Botschatt eben doch eine Spur zu brachial vermittelt. Wobei letzterer Vorwurf einer gewissen Unlogik nicht entbehrt: Werbung ist bekanntlich plakativ, warum die Kritik an ihr um jeden Preis subtil zu geschehen hat, erschließt sich nicht zwangsläufig. Der Vorwurf, man dürfe nicht mit gleicher Waffe heimzahlen, wirkt eher ein wenig sauertöpfisch, denn eines versteht sich doch wohl von selbst: Eine feingeistige Betrachtung zum Thema verbessert die Welt ebenso wenig wie ein greller, lauter Exzess. Man kann es also krachen lassen, und genau das hat Regisseur Jan Kounen auch getan: Seine offensiv dargereichte Mixtur aus stylischem Ambiente und moralischer Verrottung, aus Prostitution an beschränkten Produktmanagern und handfester Drogenparanoia, aus blankem Sexismus und bedauernswerter Gefühlsarmut, aus großkotzigem Hedonismus und vollgekotzten Designerhemden mag Ästheten einschüchtern, aber sie setzt den ganzen Wahnsinn zumindest artgerecht in Szene. Polemische Überspitzungen inklusive. Immerhin bleibt der Kunde König. Und darf sich das Ende der Geschichte selbst aussuchen, je nachdem, ob die Konsumlaune gerade in Richtung Katastrophenfilm oder Happy End im Sonnenschein pendelt. Nur die Moral von der Geschichte bleibt immer die gleiche: Es gibt kein richtiges Leben im falschen. Noch so ein großartiger Slogan, problemlos anwendbar auch auf Möbel und Pauschalreisen. Copyrightzahlungen bitte an die Erben von Theodor W. Adorno.

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