Krautrock Masters & Echoes :: Sampler und Compilations

Kraut, das war jahrzehntelang ein stilistisches Mauerblümchen – zäh, spröde und dabei doch irgendwie niedlich. Und irgendwie ist das vermeintliche Genre, das eher als Herkunftsnachweis dient, denn auch bis heute der einzige genuin „deutsche“ Beitrag zur Rockgeschichte geblieben. Mit der Betonung auf „geblieben“, denn der Kraut wächst und gedeiht, wohin man auch schaut. Das Verdienstvolle an der Sammlung KRAUTROCK MASTERS & ECHOES ist die simple, aber äußerst effektive Methode, auf zwei Tonträgern gleichsam die Großväter und deren Enkel zu präsentieren. So begegnen uns auf MASTERS ganz alte (Guru Guru, Neu!, Amon Düül II, Faust, La Düsseldorf, Klaus Schulze, Embryo, Faust, Agitation Frec), auf ECHOES nicht ganz so alte Bekannte (LCD Soundsystem, The Jesus And Mary Chain, International Pony, Gravenhurst, The Horrors, Terranova, Secret Maschines). Während die Werkschau der Altvorderen bei aller Beschränkung kaum zu wünschen übrig lässt, sind bei der Auswahl der Nachkommen wichtige Vertreter unter den Tisch gefallen. Was ist mit Radiohead, was mit den Flaming Lips? Immerhin feiern Stereolab die teutonische Monotonie, zelebrieren Fujiya & Miyagi das hypnotisch Repetitive und überführen To Rococo Rot den Kraut in moderne Frickelelektronik. Auch John Frusciante(Red Hot Chili Peppers, The Mars Volta) steuert ein herrlich durchgeknalltes Stück bei („23 Go In To End“), das als Reminiszenz verstanden werden kann. Dennoch bleibt die Frage, ob nicht vieles von dem, was hier angeblich in Kraut-Tradition steht, nicht eigentlich auch durch Disco befeuert sein könnte. Das Doppelalbum lädt dazu ein, über diese und andere Fragen nachzudenken, und das allein ist schon eine feine Sache. Nicht nur für Neulinge, sondern auch für Leute, die sich immer schon dachten: Krautrock? Das ist am Ende doch eigentlich alles Neu!

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