Kreisky

Blick Auf Die Alpen

Buback/Indigo (VÖ: 21.3.)

Der „Blick auf die Alpen“ hat bei den österreichischen Noise-Rockern ganz gewiss nichts mit Urlaubsidylle zu tun.

Beim Berlin-Konzert seiner Band Kreisky meckerte Sänger Franz Adrian Wenzl: Er habe im Musikexpress eine Liste der 100 besten deutschsprachigen Lieder gesehen – und keinen einzigen Kreisky-Song darin gefunden! Eine Frechheit! Wir weisen diesen Vorwurf von uns: Eine solche Liste ist bei uns nie erschienen.

Ohne Frage haben Kreisky einige sehr gute Songs geschrieben, die vor allem wegen Wenzls schwarzhumorig-grantigen Texten hörenswert sind. Auf ihrem vierten Album wirft die Band nun einen BLICK AUF DIE ALPEN und auf die österreichische Seele – die Wenzl in wenigen sarkastischen Zeilen demontiert: „Ich bewundere deine Leistung / Was du alles gemacht und geschafft hast / Und wen du kennst und mit wem du kannst / Und die gute Luft in den Alpen.“ Die Menschen, die Kreiskys Österreich besiedeln, wirken wie Figuren aus einem Ulrich-Seidl-Film: der Mann mit dem verbrühten Gesicht, der nicht arbeiten geht. Die Frau, die im Reisebüro eine Afrikareise bucht.

Sie kaufen billiges Aktionsrindfleisch und streiten darüber, ob der Mensch in die Wildnis gehört oder auf eine Sofagarnitur. „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut“, sagte einmal ein Wirtschaftsminister des Landes. Bei Kreisky werden die Industrieanlagen und Produktionsfaktoren zu einem homoerotischen Reigen verarbeitet („Pipelines“), die Orgel spielt dazu die spöttische Melodie. „Die Erde ist ein Todesstern, und wer auf ihr lebt, muss sterben“, heißt es dann im letzten Song. Vielleicht lässt man den Skiurlaub dieses Jahr doch besser ausfallen und fährt stattdessen ans Meer.