Lo-Fang

Blue Film

4AD/Beggars/Indigo (VÖ: 21.2.)

Mehr Blunt als Blake: Der Singer/Songwriter kann vieles, traut sich wenig.

Im vorigen Jahr ist uns mit Erscheinen des Buchs „Facing The Other Way“ von Martin Aston noch einmal die Geschichte des Londoner 4AD-Labels vor Augen geführt worden. Es geht um The Birthday Party, Cocteau Twins, A.R. Kane, Ultra Vivid Scene, The Wolfgang Press oder Lisa Germano, alles Abenteurer des Pop. Heute erscheint bei dieser Plattenfirma das Debütalbum von Matthew Hemerlein alias Lo-Fang, an dem sich gut erkennen lässt, dass sich Musikveröffentlicher heute nicht mehr ständig in die verspielte Ecke begeben können.

Hemerlein ist kein Amateur, der sich auf liebenswert-schrullige Weise Ausdruck verschafft. Er ist ein Profi, der eine Ausbildung als Geiger, Bassist, Pianist und Cellist vorweisen und elektronische Instrumente bedienen kann. Das merkt man seinem Debütalbum an. Dieses wunderbare Herantasten an einen persönlichen Stil, das bei einem James Blake zu erkennen ist, fällt hier weg. Bei Hemerlein sitzt schon jetzt alles perfekt.

„Look Away“ ist ein Folksong mit zurückhaltendem Beat, Geige, etwas Banjo und einem Gesang, der entschieden zu schmusig klingt. Da glaubt man glatt, dass mehr Blunt als Blake im Spiel ist. Auf Dauer geht das nicht gut. Klar, Hemerlein macht etwas aus seinem Talent, seine Musikalität überzeugt. Aber wenn er in „Animal Urges“ diesen Radio-Refrain von sich gibt, reicht es langsam.