Mew

+/-

PIAS/Rough Trade

Der Shoegazer-Drama-Pop der Dänen gerät viel zu schmierig und anspruchslos.

Sechs Jahre Pause haben Mew aus Dänemark hinter sich gebracht. Viel Zeit zum Überlegen, viel Zeit, um Fehler zu machen. Der Band wohnte bislang immer etwas Geheimnisvolles und Unfertiges inne, ihre Musik zwischen galaktischer Größe und dem Dröhnen der Shoegazer schwebte immer zwischen den Welten. Es gab Refrains, die man nicht kommen sah. Melodien, die zum Himmel schossen und dort hängen blieben. Toll waren bislang auch immer die rätselhaften Albentitel, der letzte sprengte jede Zeile: NO MORE STORIES ARE TOLD TODAY, I’M SORRY THEY WASHED AWAY, NO MORE STORIES, THE WORLD IS GREY, I’M TIRED, LET’S WASH AWAY. Die neue heißt +/-.

Plötzlich bieten Mew mathematische Lösungen, dabei waren sie immer so gut darin, Dinge infrage zu stellen. Man hatte sich von der Band eine Art europäische Version von THE SOFT BULLETIN der Flaming Lips erhofft. Jetzt meldet das neue Album Ansprüche an, auch Leuten zu gefallen, die ernsthaft den Eurovision Song Contest schauen, Revolverheld okay finden und 80 Euro für Coldplay-Tickets ausgeben. Der Anspruch ist niedrig, die Atmosphäre ist weg. Die Gitarre auf „My Complications“ spielte der Gitarrist von Bloc Party, das Stück klingt, als würden sich die Bee Gees als Postpunkband versuchen. „Rows“ schielt zehn Minuten lang in Richtung Pink Floyd und holt sich dabei eine Nackenstarre, „Cross The River On Your Own“ klaut Harmonien bei Peter Gabriel, ohne ansatzweise dessen frühere Abenteuerlust zu erreichen. Zu viel gedacht, zu wenig gut gemacht.