Müssen alle mit – Ewig schön

Dass bei den beiden bisherigen müssen alle MIT-Samplern aus der Label-Heimstatt Tapete das eine Konzept fast unbemerkt hinter das andere rutschte, spricht für die Qualität der Reihe. Konkreter: Dass die Ansammlung bekannterer deutscher Bands und Künstler genutzt wurde, um darunter ein paar Tapete-Acts zu streuen, fiel bislang nicht groß auf schon gar nicht negativ. Mit MÜSSEN ALLE MIT – EWIG SCHÖN wagt man sich jetzt an eine Compilation von „Klassikern deutschsprachiger Indie-Musik. Eine ungleich schwierigere Aufgabe. Doch man kann sagen: Bei allen in solchen Fällen nie ganz ausbleibenden Lücken [Blumfeld z.B., die um solche Veranstaltungen bekanntlich große Bogen machen) und kleinen geschmacksbedingten Meinungsverschiedenheiten ist auch diese Zusammenstellung gelungen – und ehrlicherweise ziemlich Tapete-frei. Selbstverständlich tönt hier viel Hamburg aus den Neunzigern mit den Sternen, Huah! und Knarf Rellöm, Regierung, Zitronen, Tocos, Schamoni, Antwort, Kolossale Jugend, Die Braut, Superpunk, Cpl. Kirk [die bittewiederentdecken!] etc. herüber, wobei eben auch die Songauswahl [Hits und eben auch genau die heimlichen Hitsl überzeugt. Und weiterhin sehr richtig: Es sind dies außerdem Mutter. Flowerpornoes, Aeronauten, Erdmöbel und die Lassie Singers von anderswo, die in einer solchen Sammlung nicht fehlen dürfen. Prima, Tapete, eigentlich so ziemlich alles richtig gemacht! Bei den einen fliegt jetzt vielleicht endlich ein schlimm leierndes Mixtape aus dem Autoradio; anderen, jüngeren Menschen gibt diese Liedersammlung viele bunte Höranregungen. Sie werden vielleicht feststellen: In den Neunzigern klang Inland-lndie meistens noch nicht so brav wie 2004: diese Musik war politischer, mutiger und nicht immer gleich so kuschelig kompromissbereit. Gilt also: früher = besser? Das doch sowieso.