New Black: Couper Decaler :: Électronique

Buback/Indigo

Ein Verein bekannter Hamburger Musiker koaliert mit der ivorischen Computerbeatgemeinde aus den Banlieues von Paris.

Während jährlich ein paar Dutzend Wiederveröffentlichungen von todschicken Seventies-Alben aus Nigeria, Mali und Äthiopien das interessierte Afrobeat-Publikum in Entzücken versetzen, gelangt die zeitgenössische Popmusik Afrikas oft gar nicht bis in die Klangspeicher gemeinhin als aufgeklärt geltender Indie-Kreise. Was mit einem vorbeugenden Unbehagen an gewissen aktuellen elektronischen Spielarten zu tun hat, denen anscheinend das „Ursprüngliche“ verloren gegangen ist, das im Funktasialand von König Fela Kuti so reich vorhanden gewesen sein soll. Bei der Zusammenstellung New Black – Couper Decaler Électronique geht es um eine dieser neuen, schnellen Musiken; Couper Decaler entstand um das Jahr 2003 herum in den ivorischen Clubs der Pariser Banlieues als selbst organisierte Computerbeat-Partykultur, aus deren Mitte die DJs und Shouter von morgen kommen konnten, die sich in bester Rapper-Manier schon mal als Glam-Stars feierten. Die auf Midi-Keyboards eingespielten Tracks der Ivorer erinnern durchaus an die billige Ästhetik des Baile-Funk (Brasilien) und an die Hochgeschwindigkeitsgrooves der Shangaan-Szene (Südafrika), sie sind aber längst auch das Schnellschussprogramm, das die in der Diaspora lebenden Künstler auf Krise und Bürgerkrieg in ihrer Heimat reagieren lässt, in einer Mixtur aus Tanz, theatralischer Selbstbehauptung und rasanten Lärmereien. All das ist auf dem Sampler New Black – Couper Decaler Électronique zu hören, in Kollaborationen mit Musikern aus der erweiterten Hamburger Szene (von Carsten „Erobique“ Meyer bis hin zu Jacques Palminger). Ted Gaier und Mense Reents von den Goldenen Zitronen zum Beispiel waren am Eröffnungstrack „Place“ beteiligt, in dem die Dichtkunst von Gadouka La Star auf düstere Elb-Sounds und knackige House-Beats trifft. Nicht bei allen Stücken ist die Zusammenarbeit so zwingend und so catchy, aber sowohl die in den Dubsteb drehenden Bearbeitungen ivorischer Beiträge als auch die eingestreuten deutschsprachigen Gesangsbeiträge, die Rock-Gitarren und Chicks-On-Speed-Kommentare verleihen diesen Kollaborationen die musikalische Schärfe, die sie haben müssen.

Key Tracks: „Place“, „Love Bites Abidjan“