Nick Cave & The Bad Seeds

Live from KRWC

Bad Seed Ltd./Rough Trade

Songs: Der große Grummler bewirbt sich mit diesem Live-Album um einen Posten als Hotel-Lounge-Beschaller, aber bleibt sich doch treu.

Nick Cave trägt seit Jahrzehnten das Image vor sich her, er wäre ein besonders unverträglicher Zeitgenosse. Auf LIVE FROM KCRW allerdings gibt sich der große Grummler extrem aufgeräumt. Kaum sind die ersten beiden Songs, berückend stimmungsvolle Versionen von „Higgs Boson Blues“ und „Far From Me“, verklungen, fragt Nick Cave in die Runde: „What else?“

Begeistert beginnt das Publikum, sich Songs zu wünschen, und der Meister reißt einen Witz. Das ist erstaunlich. Schöner als diese Menschwerdung des sonst so Unnahbaren sind nur noch die in reduzierter Besetzung der Bad Seeds in einer Radiosession eingespielten zehn Songs.

Dabei verwandeln Nick Cave am Klavier, Bassist Warren Casey, Schlagzeuger Jim Sclavunos, Organist Barry Adamson und Warren Elis an Gitarre und Geige nicht nur den sonst so atemlos treibenden Klassiker „The Mercy Seat“ in eine entspannte Barhocker-Ballade.

Abgesehen von einigen wenigen Lärmanfällen gelingt den Bad Seeds das Kunststück, selbst peinigendere Stücke aus dem Cave’schen Gesamtwerk so zu inszenieren, als sollten sie demnächst in einer Hotel-Lounge zum Vortrag kommen, ihnen dabei aber nichts von der ihnen innewohnenden Dringlichkeit zu nehmen.