Of Montreal – Skeletal Lamping

Ein Lob der Verfremdung an dieser Stelle. Wenn wir von Songs sprechen, denken wir gerne (und mit Recht) an die besten und größten Songwriter, an John Lennon und Brian Wilson, Johnny Cash und Nick Drake und und und. Kevin Barnes, Oberhaupt der US-Band Of Montreal, gehört zu den klugen Köpfen des Pop, die in ganz anderen Konzepten denken, in fliegenden Stil- und Richtungswechseln, in Brüchen und strukturellen Experimenten, ohne die Idee des Songs ganz aufzugeben. Bisweilen landet Barnes mit seinen Songs dann auf dem Kirmeskarussell, über weite Strecken dieses Albums aber geraten ihm seine verfremdeten Lieder überzeugend, sie spiegeln nur die emotionale Verwirrung des Pop-Autors Barnes wieder, von denen seine Lyrics künden, skeletal lamping ist eine Bühne für Kevin Barnes‘ Auseinandersetzungen mit sexuellen Erfahrungen und Identitäten, er schlüpft in die verschiedenen Rollen, die ihm sein Ich zuflüstert-transsexuell promiskuitiv, prüde, romantisch. Am Ende sagt Barnes: Umarme deine Widersprüche. Oder: Tanz die Fragezeichen. Auf diesem Album haben Of Montreal sich ein Stück weiter vom flatterhaften Psych-Pop alter Machart und älterer Alben entfernt und wenden sich vermehrt Funk und Dancefloor-Formaten zu, die sie auf ihre Belange zuschneiden. „Wicked Wisdom“ könnte auch aus der Ween-Disco für falsch singende Eunuchen stammen, „Gallery Piece“ läuft auf sexy Talking-Heads-Beats davon, „Nonpareil Of Favor“ ist ein Psychedelic-Popsong aus der Beatles-Schule mit ein paar Unterbrechungen mehr, als das Radio erlaubt. Und dann diese Gitarrenwand. Ein ziemlicher Brocken. Aber bei Of Montreal sind ja selbst die Brocken leicht. VÖ: 10.10.

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