Pearly Gate Music :: Pearly Gate Music

Bella Union/Cooperative/Universal

Der Bruder von Fleet-Foxes-Drummer Josh Tillman hat die amerikanische Folk- und Blues-Kathedrale in einem Akt großer Ordnungsliebe entrümpelt.

Müssten wir noch einmal wie früher im Kunstunterricht in der Schule nach Musik malen, wir würden mit einem dunklen Strich über das Papier fahren, ab und an innehalten und weiter unsere Kreise ziehen. Kein Gekrickel, keine Schraffuren. Sanfte, schön geschwungene Linien, ein paar größere Wellen, das wars. Anders ausgedrückt: Das Debüt von Pearly Gate Music klingt, als hätte man es in einer leer stehenden Kathedrale aufgenommen, die Stimmen und die Gitarren wandern durch das Gemäuer, bleiben kurzzeitig stehen und verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind. Da wir kaum um den Vergleich mit den Fleet Foxes herumkommen, bringen wir es hinter uns: Zach Tillman, jüngerer Bruder des längst auch solo aktiven Foxes-Drummers Josh Tillman, hat die Kathedrale der neuen Americana-Stars entrümpelt und seine Lieblingsmusik noch einmal im Lo-Fi-Verfahren eingespielt, von dem Überfluss befreit, den wir traditionell gerne anmahnen. Die Machart seiner Folk-, Blues- und Rock’n’Roll-Songs verrät ein sehr gutes Händchen im Umgang mit Schönheit, zuviel davon kann auf die Nerven gehen, das weiß Zach Tillman. Jedes Stück auf diesem dann doch überraschend schönen Album steht wie ein Erinnerungsfoto da: an eine andere Zeit, ein anderes Ich, an eine Liebe, derer man nur noch in Form eines Flusses gedenken kann. Es gibt gepfiffene und beklatschte Balladen, überlegen geschrabbelten Akustik-Rock’n’Roll in Reichweite von Jonathan Richman und ein paar wunderbare Songs, die die ganze Dynamik im Spektrum zwischen Andacht und Ausbruch auskosten. In „Gossamer Hair“ macht Tillman junior sich musikalisch auf die Spuren seiner All-Time-Faves Pavement.

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