Roedelius – Wenn den Südwind weht / Moebius – Tonspuren

Das muss man sich erst mal trauen, ein Album zu betiteln, als wäre es ein billiger Groschenroman. Tatsächlich aber übte sich Hans-Joachim Roedelius 1981 auf WENN DER SÜDWIND WEHT in etwas, was man durchaus unter leichte Muse einordnen könnte. Die soll ja, so sagt es zumindest das Klischee, gar nicht leicht zu machen sein. Aber auf seinem siebten Soloalbum erweckte der Krautrockpionier überaus erfolgreich den Eindruck, es sei schrecklich simpel, liebliche Töne aneinander zu reihen. Dabei wechselt Roedelius von Track zu Track die Atmosphäre: Er adaptiert orientalische Einflüsse, treibt sich auf einem Jahrmarkt herum und programmiert ein Kinderliedchen. Die Grundstimmung bleibt allerdings die gleiche: saumäßig sonnig und unverschämt eingängig. Vor allem aber hält Roedelius seine sich so harmlos gebenden Klangminiaturen geschickt in der Schwebe zwischen Naivität und Lasterhaftigkeit. Und das ist doch, wenn man es recht bedenkt, auch das Erfolgsrezept eines guten Groschenromans. Nur zwei Jahre später ging die andere Hälfte von Cluster noch einen Schritt weiter: TONSPUREN, die Albumpremiere von Dieter Moebius unter eigenem Namen, wirkt fast wie eine erste Karikatur auf den Krautrock. Zwar finden sich auch hier die monotone Grundstruktur, Experimente mit asiatischen Harmonien und die frühen Möglichkeiten der Elektronik, aber immer wieder wirkt ein Klang etwas zu grell, eine Harmonie zu konstruiert, eine Melodie zu billig. Fast scheint es, als wollte Moebius verhindern, im Wohlklang zu ersaufen, indem er die eigenen Ideen übertreibt. Dabei allerdings arbeitet erden Humor,der dem Krautrock schon immer innewohnte, anschaulich heraus. Und so ein Witz kann ja durchaus auch seine Poesie entwickeln.

Moebius-VÖ: 8.1.

Roedelius-VÖ: 5.2.

www.roedelius.com

www.dietermoebius.de