Romare

Love Songs: Part Two

Ninja Tune/Rough Trade

Auf Album Nummer zwei wühlt sich der britische Produzent für seine Electronica-Samplekunst noch tiefer in die afroamerikanische Musikgeschichte.

Archie Fairhurst alias Romare ist ein Mann der Herzensangelegenheiten. Deswegen darf ein Track namens „Je t’aime“ nicht fehlen. Klingen tut das dann so: Erst flüstert eine Frau auf Französisch, dann schießt der britische Produzent und DJ eine gewaltige Disco-Bassline darüber, warmes Bongo-Klopfen und einen Hauch Ragtime-Piano. Ein Album voller „Love Songs“, wie der Titel sogleich verkündet – das ist nicht gerade das, was man im ersten Moment erwartet von smarter, verschachtelter Footwork-Musik, wie er sie macht. Aber Fairhurst scheint es ernst mit seinen elektronischen Erkundungen der Liebe.

Mit seiner zweiten Platte knüpft er hier nicht nur an seine frühe EP „Love Songs: Part One“ (2013) an, er erweitert deren Rahmen um ein Vielfaches. Ihn interessiert nicht nur das amouröse Anbandeln auf der Tanzfläche („All Night“), sondern auch zutiefst romantische Impulse („Come Close To Me“) oder tiefgreifende Fragen („Who Love You“) – all das kanalisiert er in seinen aufregenden Sample-Kunststückchen. Diesmal spannt er seinen Bezugsbogen weiter auf als je zuvor: nicht mehr nur Jazz und Blues finden so den Weg in die neuen Tracks, sondern auch Disco- und Psychedelic-Versatzstücke.

Und zum ersten Mal auch vermehrt „echte“ Instrumente: Gitarren, monophone Synthesizer und sogar die Mandoline seines Vaters. Und immer entstehen im Ineinanderfließen der Bezugsströme kleine, große, warme Popmomente. Sie sind nicht immer laut und treibend, diese Momente, wie in „Come Close To Me“ mit seinen zerhackstückelten, aber nie zerbröckelnden Beats. Mal klingen sie auch zart und taumelnd wie in „Honey“: Der Synthesizer dudelt eine verwunschene Balladenmelodie, die auf fast wundersame Weise ihren Weg aus dem Computerspiel-Kosmos zum sirrenden Soul-Slowburner findet.